Wanderung: Bergbaurundweg durch das Muttental und viel Industriekultur
Wanderung: Bergbaurundweg durch das Muttental und viel Industriekultur

Wanderung: Bergbaurundweg durch das Muttental und viel Industriekultur

  In das ew’ge Dunkel nieder
Steigt der Knappe, der Gebieter
Einer unterird’schen Welt.
Er, der stillen Nacht Gefährte,
Atmet tief im Schoß der Erde,
Den kein Himmelslicht erhellt.
Neu erzeugt mit jedem Morgen
Geht die Sonne ihren Lauf.
Ungestört ertönt der Berge
Uralt Zauberwort: »Glück auf

Theodor Körner: Körners Werke: Knospen – Kapitel 3 (1810)

Seit Dezember 2018 ist der Bergbau, der das Ruhrgebiet so sehr geprägt hat, Geschichte, denn die letzte Zeche, Prosper Haniel in Bottrop, wurde geschlossen. Die gesamte Region ist, so wie sie heute ist, das Ergebnis ihrer Bergbautradition, und auch, wenn auf der letzten Zeche Schicht im Schacht ist, ist die Geschichte hier noch lange nicht zu Ende.

Heute ist ein wundervoller Sommertag, und ich habe vor, mich in die Arme des Ruhrgebiets zu werfen, um mir nicht das Ende sondern den Anfang des Bergbaus in der Region anzuschauen. Der Bergbauwanderweg durch das Muttental wartet schon mit zahlreichen Stationen.

Route: Bergbauwanderweg im Muttental / Industriekultur // Ruhrgebiet
Dauer: 01:56 bei 4,9 km/h
Streckenlänge: 9.4 km
Aufstieg: 140 m
Abstieg: 130 m
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel, einige kurze Steigungen
GPX-Track und Profil unter: https://www.komoot.de/tour/74539474
Nutzung des Tracks auf eigenes Risiko – beachte immer die Anforderungen der Strecke vor Ort!

Am Parkplatz Nachtigallstraße in Witten Bommern gehe ich los, an der Muttentalbahn-Haltestelle vorbei. Ich könnte auch mit der Muttentalbahn die ersten Kilometer fahren, aber ich laufe lieber, auch wenn das erste Stück schon ziemlich asphaltlastig ist. Das LWL Industriemuseum Zeche Nachtigall mit Besucherstollen hebe ich mir für einen anderen Besuch auf und schaue mir den Besucherstollen nur durch das Absperrgitter an.

In der Zeche Nachtigall kann man mit Helm und Grubenlampe einen im historischen Bergwerk niedrige Gänge erkunden und sich ein Steinkohleflöz anschauen. Das Museum gehört zur Route Industriekultur. Infos zum Museum gibt es hier: https://www.lwl.org/industriemuseum/standorte/zeche-nachtigall

Auf der gesamten Route komme ich immer wieder an verschiedenen Stolleneingängen vorbei. Diese sind mit Gittern gesichert und innen nach 1-2 Metern vermauert – aber wer sich traut, die Nase zwischen die – etwas spinnenwebenverhangenen – Gitter zu stecken, kann schon etwas Stollenluft schnuppern. Kühl, leicht moderig. Erdreich halt.

Im Bethaus, das seit 1830 dort steht und früher Versammlungshaus der Bergleute war, kann man heute eine kleine Schauschmiede im Erdgeschoss ansehen. Im oberen Stockwerk gibt es im ehemaligen Versammlungsraum ein Restaurant.

Es geht hier auf der Strecke im wahrsten Sinne Schlag auf Schlag! Unterwegs gibt es zahlreiche Schautafeln zu den verschiedenen Bergwerken mit interessanten Infos zu Verlauf und Geschichte der Stollen. Ein Highlight ist die kleine und sehr feine Bergbauausstellung Herberholz – der Eintritt ist frei, und in dem kleinen angeschlossenen Café gibt es auch eine kleine Stärkung!

Vorbei an Zeche Jupiter, Zeche Renate und zahlreichen Beerensträuchern – auf querfeldein verzichte ich – bis auf einen Abstecher hinter einen Baum – denn es wird dringlich gewarnt, auf dem Weg zu bleiben. Zu gerne würde ich einmal einen Scan der ganzen Gänge auf einem Bild sehen, die sich jetzt grade unter mir befinden.

Der Weg bleibt einfach und breit; mir kommen einige Jogger und auch ein paar Radfahrer entgegen, die sicher auch an meinem nächsten Ziel Rast gemacht haben. Auch wenn von Burg Hardenstein, die im 13. Jahrhundert erbaut wurde, nur noch ein paar alte Steine übrig sind, hat sie immer noch einen Zauber – und einen zauberhaften Ausblick dazu. Und überhaupt: Ich mag halt alte Steine.

Mehr Infos zur Burgruine Hardenstein gibt es hier:
www.burgfreunde-hardenstein.de

Wie ich so durch den Wald gehe, fällt es mir irgendwie schwer zu glauben, dass hier unter mir die Wiege des Bergbaus im Ruhrgebiet liegt. Aber einmal genau geschaut, einmal gebückt, und schon halte ich ein Stück Herz, Geschichte, Ruhrpottliebe in der Hand. Am Schloss Steinhausen mit seinen beeindruckenden Metallskulpturen vorbei erreiche ich nach gut zwei Stunden reiner Gehzeit wieder den Parkplatz.


Tourinfos:

Anforderungsprofil:
Einfache Tour mit ein paar leichten Aufstiegen, die aber mit normaler Kondition gut schaffbar und nicht lang sind. Die Strecke ist für Wandereinsteiger geeignet. Es geht meist über Asphalt oder Schotterweg, vereinzelt Waldpfad mit Wurzeln.

Einkehr: Unterwegs gibt es mehrere Einkehrmöglichkeiten.

Bewertung: Für mich eine schöne Wanderung mit vielen interessanten Infos zur Geschichte des Bergbaus und durch die Bergbauausstellung, das Bethaus oder die Burgruine sehr anschaulich! Die Wanderung ist von ihrem Anforderungsgrad nicht so schwer, aber für meinen persönlichen Geschmack etwa asphaltlastig.

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