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„Das kann man nicht erzählen, dass muss man erlebt haben.“
– Was uns durch den Kopf ging. Tante Reisefieber
14.01.2024 Frankfurt, Flughafen – Deutschland
Ich sitze im Zug und ab die Post. Waaaaaa….was das wohl für ein Abenteuer wird? Ich habe Herzklopfen! Drei Wochen – zwei Frauen – ein Auto. Und dann drei Länder.
Aber zunächst zum Flughafen in Frankfurt. Ich habe im Zug einen Sitzplatz reserviert. Der Zug ist heute pünktlich (ha!), aber gekürzt. Wie sagt der Zugobermeister: „Wir sind nur mit einem Zug unterwegs, daher können Sie Ihr Leben in vollen Zügen genießen.“ Habe ich vor…
Ich bin viel zu früh am Flughafen und nutze die Zeit am Terminal, um alles an Elektrogeräten zu laden, was ich dabeihabe. Solange in Frankfurt nicht gleich die Lichter ausgehen. Steffi kommt nach zwei Stunden dazu – machen wir uns also auf unsere zweite gemeinsame Reise. Wir werden uns schon kennenlernen. Die Zeit am Terminal vergeht schnell. Im Flieger erhalte ich als Erste eine Mahlzeit – superduperlaktosefreivveganglutenfrei, weil das System sagt, du hättest es bestellt. Da habe ich mich wohl verklickt 😄.
Und dann bin ich da, wo ich im April abgeflogen bin – kann es gar nicht fassen. 10 Monate später bin ich wieder da. Landeanflug!
15.01.2024 Okahandja – Namibia
Angekommen am Flughafen in Windhoek – endlich wieder Sonne! Mein Gesicht ist traurig (…andere Geschichte), blass und müde. Der Schlafmangel von letzter Nacht tut sein Übriges. Geld holen, SIM holen, und schon fährt uns ein Mitarbeiter des Autoverleihs zur Verleihstation in Windhoek.
Nach einigem Papierkram, zig Durchschlägen meiner Kreditkarte und Unterschriften zeigt uns Mitarbeiter D. unser Auto. Äh, nein. Die Reifen sind abgefahren, das Ersatzrad sieht aus wie das Ersatzrad vom Ersatzrad. Es gibt so einige Mängel und irgendwie haben Steffi und ich kein gutes Gefühl. Wir fordern ein anderes Auto, was D. wohl nicht gut passt, nach dem langen Gesicht, das er zieht. Beim zweiten Auto fällt die Einweisung etwas träge auf viele Fragen hin aus, dafür ist D. umso engagierter, uns nach unseren privaten Beziehungen zu befragen. Und er bemerkt dreist, er sei zum Glück nicht da, wenn wir in drei Wochen das Auto abgeben. Nie würde er europäische Frauen heiraten – die seien zu „bossy“. Mit dem Kundenservice sind wir nicht zufrieden.
Aber mit dem Auto, dass wir erhalten, sind wir direkt glücklicher…bis zur 50m entfernten Tankstelle. „Bitte einmal volltanken – 55ppm Diesel – und ganz langsam einfüllen!“ – „Ihr Tank ist leck!“ – „Bitte?“ …Ist unser Tank voll, läuft er über. Egal. Wir fahren los. Wir haben keine Lust, jetzt wieder Stunden bei der Autovermietung rumzudümpeln.
Dem GPS und Tracks4Africa nach machen wir uns auf unsere ersten 192km zur Haasenhof Gästefarm.
Mit Schweißperlen auf der Stirn – Steffi fährt, ich navigiere und bange – bewegen wir uns durch den Linksverkehr in Windhoek. Einige halbe Herzinfarkte später fahren wir entspannt auf der Autobahn B1 Richtung Okahandja. Google empfiehlt uns die D2110 ab Okahandja, Tracks4Africa nicht. Wir fahren nach Tracks4Africa – die müssen sich hier schließlich auskennen. Erstmal Seitenweg holpernd durch Busch, bleiben wir nach ein paar Kilometern vor einer Militärbasis stehen, auch wenn T4A sagt, wir sollen weiter. Das Schild sagt etwas Anderes. Ein Soldat kommt aus dem Häuschen…nein, kein Durchkommen, wir drehen um.
Unser nächster Seitenstraßenversuch; wieder Sackgasse. Aber immerhin, schon ein Schild, das nur leider zur falschen Farm gehört. Die Hunde melden uns an und die nette Farmersfrau informiert für uns unsere Farm…wir sind unterwegs, wir kommen! Über die Rückseite der D2110…hmpf. War da nicht etwas bei Okahandja?
Perlhühner, Oryx, Strauß, Warzenschweine, ein Wüstenwaran, der langsam über die Straße flitzt …in den ersten Autofahrerstunden haben wir einen guten Start. Viele Tiere wurden uns zu dieser Jahreszeit mit Regenzeit nicht versprochen, mal sehen.
Endlich kommen wir am späten Nachmittag auf der Farm an. Wir bleiben vor dem Tor stehen, bis uns die Farmfrau reinlässt, denn die ersten, die uns begrüßen, sind die Hunde. Schnell beziehen wir unsere Zimmer. Alles ist ein bisschen altmodisch, verstaubt. Was soll‘s, wir sind auf einer Farm. Eine dunkle, lilafarbene Gewitterwolke zieht auf; die Vögel machen ein fantastisches Konzert. Einen Sonnenuntergang sehen wir heute nur hinter Bäumen in der Ferne. Steffi und ich verabschieden uns schnell auf unsere beiden Zimmer. Es ist wunderbar warm, mein Fenster bleibt geöffnet. In der Nacht prasselt das Gewitter auf unser Dach runter.
Endlich bin ich wieder da.
16.01.2024 Okahandja – Namibia
Hab‘ ich gut geschlafen! In einem Rutsch durch und so ausgeruht wie schon lange nicht mehr.
Zum Frühstück gibt es grüne Eier von Steinhühnern. Nach dem Frühstück fahren wir mit Farmer Michi hinten auf dem Pickuphochsitz auf sein Land raus; Wasserstände prüfen. Die kleine Tochter sitzt hinter dem Lenkrad auf seinem Schoß. Max, der große Schäferhund, rennt hinter dem Wagen her. Vom Michis Geschimpfe und Gefluche lässt er sich nicht beeindrucken, bis dieser anhält und ihn auf den Wagen hebt, wo Max dann schwer hechelnd und sehr zufrieden liegt. Neue Tiere auf unserer aktuellen Beobachtungsliste: 4 Trappen, eine Falbkatze, 4 Marabus – und eine Schlange für Steffi. Vor ein paar Tagen wurde auf Michis Land gewildert; während er die Plätze im Busch kontrolliert, warten wir oben auf dem Wagen und bekommen unsere erste „Namibiaröstung“.
So schön malerisch diese Farm aussieht, es gibt auch Beschwerlichkeit: Arzt, Schule, Behörden…für alles muss man in die Stadt. Da wird ein Impfbesuch beim Arzt schnell zur Tagesaufgabe. Im Notfall kommt eine Flugambulanz bei den weißen Farmern vorbeigeflogen. Und dieses stimmt nachdenklich, denn die meisten Menschen in Namibia haben diesen Luxus nicht.
17.01.2024 Twyfelfontain – Namibia
Morgens werde ich von einer dicken Grille im Zimmer geweckt. Schnell mache ich mich fertig, denn wir wollen früh los nach Twyfelfontain im Damaraland.
Alle mögen unser Auto! Nach einem Check der Reifen durch Michi fahren wir vom Hof, an einer leider frisch gerissenen Kuh vorbei, und werfen uns auf unsere erste Strecke von gut 300km. Es macht so viel Spaß, durch diese Landschaft zu fahren! Und hier gibt es so wenig Verkehr, dass auch Linksfahren kein Problem ist.
Nur die D2612 verdient nicht mal den Namen Schotterpiste – das Auto rutscht und schlingert trotz 4×4 über den Sand. Wir zuckeln mit 20-40km/h die Wellenpiste entlang und werden von allen überholt. Nur den Kalahari-Ferrari vorher auf der Asphaltstrecke, den überholen wir. Den Leguan, der vor uns die Straße kreuzt, sehen wir rechtzeitig – so ein großes Tier!
Nach 5 ½ Stunden Fahrt und 300 km kommen wir am Damara Living Village an. Außer einer Familie, die grade mit ihrem defektem Auto auf dem Parkplatz beschäftigt ist, sind sonst keine anderen Besucher im Village. Der kleine Bush-Spaziergang wird so zur kleinen Privatführung durch !Uburob (Ausrufezeichen wird geklickt …) und seinen Kollegen.
Die beiden Damaras zeigen uns verschiedene Arzneipflanzen; wir kauen Mopaneblätter gegen Bauchschmerzen (danach ausspucken, sie sind sehr hart!), die wir nicht haben und jetzt hoffentlich auch nicht bekommen.
Im Village folgt das Klassikerprogramm: Frauen fädeln Perlen, Männer machen Waffen und Feuer! Wir lassen uns zuerst ein bisschen Handwerk zeigen und ich bekomme traditionelle Schminke aus Steinpulver auf das Gesicht. Der Kollege ist so begeistert, dass er mir einen Heiratsantrag macht, den ich aber dann doch nach reiflicher Überlegung ablehne. !Uburob zeigt uns, wie man Feuer macht – und ich möchte auch (immerhin muss ich das ja jetzt alleine hinbekommen, so ohne Mann ;)…). Mir fallen fast die Arme ab, die Technik sitzt nicht und die Kraft auch nicht, aber nach einer Weile und etwas Hilfe kommt zarter Rauch aus dem Gras. Es brennt! Feuer! So ein bisschen stolz bin ich schon, auch über den erkämpften Titel der „Firewoman“, für mich ein besseres Los, als die 5. Frau des Dorf Chiefs zu werden.
Nur ein kurzer Fahrtweg vom Museum bis zu unserer Lodge. In großer Erwartung auf einen tollen Geheimtip lassen wir uns die Guide Rooms zeigen, die – anders als die Gästezimmer – einen eigenen Pool haben sollen. Der kleine Plantschpool ist marode, die Zimmer abgelegen. Und ich dachte, wir könnten hier die „Wir kennen einen bestimmten Guide“ – Karte ziehen… Wir verzichten, und nehmen unser normales Gästezimmer. Fix planen wir unsere nächsten Aktivitäten: Morgen fahren wir zu den Wüstenelefanten und heute Abend führt uns Moses, einer der jungen Angstellten der Lodge, nach seinem Feierabend gegen kleines Trinkgeld zu den Felsgravuren.
Moses ist etwa 20 Jahre, arbeitet hier in der Maintenance des Hotels und möchte irgendwann Guide werden. Er lebt in einem Dorf eine Stunde Fußweg von der Lodge entfernt und läuft diesen Weg täglich zweimal.
Die Felsgravuren und –Zeichnungen sind berührend und es ärgert mich, dass irgendjemand das schöne Bild durch „neumodisches“ Gekritzel markiert hat. Der Tag geht zu Ende und ich genieße noch ein wenig die Abendstimmung auf der Terrasse. Ein Schakal läuft vorbei. Und da sind wir, mitten in unserem Namibia-Abenteuer.
18.01.2024 Palmwag – Namibia
Man merkt die Nebensaison. Viele Mitarbeitende stehen im Restaurant rum, halten ein Schwätzchen – es sind kaum Gäste da. Das Frühstück ist schön, die Lodge auch, aber eine Nacht Aufenthalt reicht uns völlig. Wir machen schon einmal das Zimmer frei und packen alles ins Auto (praktisch!), denn gleich gehen wir auf die Huab Wüstenelefanten Tour und werden erst nach Checkout-Zeit wieder zurück sein.
Das Huab Flussbett ist sandig, ausgetrocknet, aber steht voller Bäume. Mit dem Safariwagen schlängeln wir uns mit dem Flussbett und treffen schnell auf einen alten Elefanten, der abgesondert von seiner Gruppe steht. Ein grauer Riese. Bedächtige Bewegungen beim Fressen trockener Blätter vom Boden. Ein Lebensabend.
Und was würdest du machen, wenn ein Elefant durch deinen frisch gepflanzten Vorgarten trampelt? Hier ist das gar nicht so ausgeschlossen, an der Wasserstelle direkt am Dorfrand, an der wir eine ganze Gruppe Elefanten finden. Alle trinken hier, Tiere und Menschen! Um zu vermeiden, dass die Elefanten die Wasserleitungen im Dorf ausbuddeln (Elefanten riechen das Wasser!), werden sie hier am künstlichen Wasserloch durch die Dorfbewohner geduldet.
Die große Gruppe im Flussbett, die wir anschließend finden, macht uns sprachlos. Überall stehen Elefanten. In den Büschen, vor und hinter den Bäumen, einfach mittendrin. Der Guide macht den Motor aus, wir bleiben leise stehen. Direkt vor unserem Auto steht ein Elefantenbulle, betastet die Motorhaube mit seinem Rüssel und setzt entspannt einen Haufen ab. Mit aller Zeit der Welt schlendert er am Auto vorbei, bleibt mit dem Kopf auf unserer Höhe stehen (nicht atmen…). Was ist eine Armlänge? Was er sieht? Was sehe ich? Einatmen. Was für eine Begegnung.
Bei einem anderen Jungbullen entschließt sich unser Fahrer zur Strategie „Motor an und weg“, denn „A young male…I never trust young males!“
Wir fahren zu einem tollen Aussichtspunkt auf einen Dünenbergkamm hoch und ich bekomme einen großen Anflug von Landschaftsliebe. Und Wüstenliebe. Und Farbenliebe. Und überhaupt. Wenn sich einfach die Weite ausbreitet und du schaust, und schaust. Und mit keiner Kamera, egal wie weitwinkelig und hochauflösend, kannst du genau das hier einfangen.
Beeindruckt, glücklich (und auch mal wieder froh, uns für eine geführte Tour entschieden zu haben) wechseln wir an der Lodge sozusagen nur das Auto. Unsere Lieblingsstraße…D2612 ruft. Vor Palmwag passieren wir unseren ersten Veterinärcheckpoint: Kein Fleisch, keine anderen unverpackten Lebensmittel, wir dürfen passieren. Die Landschaft von Twyfelfontain im Damaraland nach Palmwag Kaokoveld verändert sich: der Wüstensand verschwindet, die Berge werden massiv und abgeflacht.
In der Ferne sehen wir ein großes grünes Zelt und Blechhütten. DAS soll das Camp sein? Aber es geht noch einen Kilometer weiter, und als wir über den unscheinbaren Parkplatz durch das Eingangstor der Palmwag Lodge treten, stehen wir in einer einladenden Gartenanlage mit schönen Hütten drumherum. Der Elefantenpfad führt direkt an der Brücke zum Snackrestaurant über das Gelände.
Den Nachmittag verbringen wir am Swimmingpool bei Burger und Pommes. Das Programm heute: Warten auf einen richtig knalligen Sonnenuntergang! Mit Lagerfeuer!
19.01.2024 Palmwag – Namibia
5:30 Uhr. Die Milchstraße steht über dem Haus. Und wir sind unterwegs zum Frühstück, denn gleich ist Abfahrt. Wir suchen das Nashorn!
Mit dem Safariwagen, den beiden Campern Uschi und Roger und unserem Guide fahren wir in den noch sehr dunklen und sehr, sehr knackekalten Morgen. Alle sind dunkel angezogen, kein Rot, kein Orange, kein Deo oder Parfum.
Wir holen unseren Nashornranger ab und fahren ins Schutzgebiet. Die Sonne geht auf, die Berge leuchten. Schwarze Erde, bergig-braun. Glücksdurchflutung. Als wäre ich gestern in ein Raumschiff gestiegen und heute auf einem anderen Planeten angekommen.
Der Ranger scannt die Umgebung mit seinem Blick ab – nicht ganz einfach, ein graues Nashorn in grauer Landschaft zu sichten. Auch der Ranger selber in seinen dunklen Kleidungstönen ist kaum noch sichtbar, wie er so zu Fuß auf der Suche nach Spuren durch die Landschaft läuft. Die Sonne steigt, und der andere Lichtwinkel gießt neue Farbtöne in Rot und Orange über das Land. Fußspuren und frischer Dung verraten die Richtung des Nashorns.
Wir lassen den Wagen stehen und laufen ganz leise hinter dem Ranger her – wir schleichen uns gegen den Wind an und dann stehen wir ganz still. Das Nashorn hört uns, aber kann uns nicht sehen – es ist kurzsichtig. Es ist aufmerksam, ruhig. Zwischen uns sind einige Meter, ein Busch.
Nach diesem einmaligen Erlebnis fahren wir zu einer Quelle, und ich frage mich: Wie hat Henno Martin es überlebt, solch brackiges, schleimiges Wasser zu trinken? Um die Quelle herum wächst der „Salt Tree“, eine Pflanze, die von außen mit einer salzigen Schicht überzogen ist. So schmeckt sie auch – und würde perfekt in den Salat passen.
An einer Weltwitschia Mirabilis machen wir einen kurzen Stop. Diese Pflanze ist beeindruckend hässlich und beeindruckend alt (wächst bis zu 1000 Jahre!). Nach einem Picknick im Torra Conservancy fahren wir zurück zur Palmwag Lodge, wo wir den restlichen Tag verbringen und uns am Abend gemütlichem Camper-Geplauder mit anderen Reisenden widmen. Uschi bekommt den Zusatznamen „Mutti“, denn ihr WLan heißt so.
20.01.2024 Kunene Region – Namibia
Um 7:20 Uhr sind wir auf der Piste und anders als geplant fahren wir nicht direkt zu unserem Camp, sondern auf Peters Empfehlung über Kamanjab zum westlichsten Gate Etoshas, dem Galton Gate. Vom Lagerfeuer gestern in der Lodge riechen wir beide heute wie Bratwürste. Ca. 80km vor Kamanjab wird es grün; es sieht aus wie die Sächsische Schweiz. Bei der Kontrolle an den Veterinärpunkten sind die Beamten immer zunächst sehr ernst, nach der Kontrolle gibt’s dann netten Smalltalk. Am Etosha Gate fahren wir vor lauter Enthusiasmus erstmal vorbei, aber der Polizist an einem Kontrollposten weist uns die richtige Richtung.
Am Galton Gate melden wir uns und unser Auto an, eine Toilettenpause und dann rein in den Nationalpark. Aussteigen im Park ist verboten, ebenso Plastiktüten und sich aus dem Fenster lehnen. Es ruckelt und scheppert …unser Reserverad hinten auf der Ladefläche hat sich gelöst und nervt. Hilft nichts, denn wir dürfen nicht aussteigen.
Etosha begrüßt uns am ersten Wasserloch mit Eland, Antilopen, Zebras; wir sehen Strauße, Giraffen, Wüstenfüchse und auf einem Baum Geier. Auf 200m stampfen zwei riesige Elefanten durch das Gras, ein paar Meter weiter erspähen wir – weit weg, aber doch da – unseren ersten Löwen.
Unsere erste Ausstiegspause machen wir am Wasserloch-Aussichtsturm von Olifantsrus. Danke Peter, für diesen unheimlich tollen Tip! Am Wasserloch, von uns auf Rüssellänge entfernt, balgen ein paar Elefanten durch das Nass. Bestes Elefantenkino – so nah!
Nach 15 Minuten ist alles vorbei. Am Parkplatz tauschen wir uns kurz mit David aus, der grade verschlafen aus dem Dachzelt kommt und zum Aussichtspunkt möchte. Er hat die Elefanten verpasst, wir hatten dieses Mal Glück.
Insgesamt ist der Park so leer. Und die Tiere wirken so entspannt, wenn wir an den Herden von Zebras, Springbook und Gnu vorbeifahren, die viele Jungtiere dabeihaben. Geier fliegen vor uns über die Straße.
So langsam drückt die Blase, und so halten wir auf einem eingezäunten kleinen Grundstück mit Toilettenhaus. Allerdings: Das Damenklo ist voller Fliegen, es kommen Geräusche aus dem Klo. Ob da fressende Tiere drin sind? Wir gehen nicht rein. Hinter dem Auto geht auch. Und inzwischen ist unsere Rückfahrkamera so blind durch Matsche…sie könnte sogar an bleiben.
Richtung Andersson Gate fahren wir an der Etosha Pfanne vorbei – alles ist grau und weiß, der Boden, der Himmel. Als hätte es geschneit. Bis um 18:00 Uhr sind wir im Park angemeldet, heute fahren wir um 17.49 Uhr raus. Perfektes Timing. Im Etosha Safari Camp machen wir zum ersten Mal Glamping: Ein riesiges Zelt nur für uns mit vier Betten, einem Badezimmer in Tanzsaalgröße und der Kühlschrank steht draußen auf der Veranda. Am Abend entscheiden wir uns spontan, im Restaurant des Camps zu essen und genießen das beste Essen bei Live-Musik. Und auch unsere beiden Camper Mutti und Roger sitzen am Nachbartisch im Restaurant.
21.01.2024 Ojikoto Region – Namibia
Abends im Bad stellt Steffi fest: „Wenn jetzt ein Tier kommt, hier ist eine Bratpfanne“. So einige Tiere huschen schon um das Zelt, als wir in unseren Betten liegen. Hören wir Löwen? Zebras galoppieren definitiv am Zelt vorbei.
Die Luft ist frisch. Es gefällt mir wirklich ausgesprochen gut, hier morgens im Pyjama um das Zelt herumzuhüpfen.
Zurück durch das Andersson Tor fahren wir wieder in den Etosha Park und dann zum Etosha Outlook, wo man in die Pfanne reinfahren kann und am Ende in einem Aussichtswendekreis rauskommt. Aus der Idee, das Auto zu drehen, fahre ich etwas mittig in den Kreis, und …“Scheiße“, entwischt es mir. Gekonnt habe ich unser Auto in der Matsche festgefahren. Warum ist das hier so matschig???!!! Mitten im Nirgendwo, bei 40 Grad, kein Strauch, kein Baum, kein Handyempfang, nichts. OK. Zuerst atmen. 4×4 anwerfen. Und Rückwärtsgang. Warum geht die Schaltung nicht? Der Hebel bewegt sich kein Stück. Große Scheiße. Mir geht durch den Kopf: Was machen wir, wenn es nicht klappt? Warten bis jemand kommt und uns rauszieht? Auto stehenlassen und bei anderen mitfahren? Wann kommt hier einer vorbei? Würden die Parkwächter uns am Ende des Tages suchen?
OK. Atmen. Denken. Ist doch ein Computer …Auto aus. Nochmal denken. Auto an. Umstellen auf D – große Erleichterung. Sauber umstellen auf 4×4 und mit ganz viel Gefühl nach vorne in enger Kurve aus der Matsche raus. Puh! Das war ein Kick zu viel. Darauf erstmal einen Schluck Wasser. Kurz darauf kommen uns Leute entgegen, die uns hätten rausziehen können.
Die weitere Fahrt durch Etosha ist abenteuerlich-entspannt. Wir genießen die Landschaft mit den Regengüssen und dem Regenbogen in der Ferne, die Tierherden, die über die Straße laufen, die Giraffengruppen, die direkt am Straßenrand grasen, im Gras liegen oder an den Wasserpfützen trinken.
Im nächsten Camp wartet ein wundervolles, sehr elegantes und gepflegtes Zelt auf uns. Und eine neue organisatorische Herausforderung: Das Bad ist im Zimmer und nur durch einen Vorhang vom Hauptraum getrennt. Aber immerhin, die Toilette hat eine Tür.
Wir testen die Dichtigkeit unserer Frontautoscheibe, indem wir Wasser drüberkippen – und direkt ist wieder fließend Wasser im Auto. Das müssen wir vor Botswana irgendwie dicht bekommen – die Regenzeit könnte sonst nass werden.
Am Abend brüllen die Löwen in der Ferne; nahe können sie uns durch den Elektrozaun (Jurassicpark Flair!) nicht kommen. Näher kommt uns nur die Grille, die vor unserem Zelt alles gibt, um wie eine Alarmanlage zu klingen. Abendgeräusche.
22.01.2024 Grootfontain – Namibia
Endlich! Wir fahren nach Grootfontain. Am Straßenrand verkaufen Jugendliche große weiße Pilze, die aussehen wie große Champignons. Zu dieser Jahreszeit wachsen die Pilze an Termitenhügeln und werden von den Frauen und Jugendlichen für kleines Geld gesammelt.
Wir sind ein bisschen gespannt: Wie wird das Treffen mit Conni; sehen wir Johannes und seine Mutter, für die wir eine Spendenaktion zum Hausbau gemacht haben? Die Fahrt ist ein bisschen Urwaldfahrt…alles ist extrem Grün.
Am Café Purple Fig treffen wir Conni und Ulf, eine Informationslawine rollt über uns drüber. In ihrem tollen gelben Klapperbus fährt Conni uns in die Township. Die Hütten aus Wellblech oder Stein wirken arm, aber sauber. Zuerst schauen wir uns einen Kindergarten an. Klein, wuselig, eng, und doch ein Platz, an dem die Kinder Kinder sein und lernen können. Draußen am Zaun stehen einige Kinder, die nicht im Kindergarten sind, und schauen uns an. Ein Schreckmoment: Wo ist mein Handy? Hat mir einer das Handy geklaut? Es war definitiv in meiner Hosentasche! Ich eile aus der Kita zum Bus und…dort liegt es auf dem Sitz.
Ich schäme mich ein bisschen, weil sofort die Vorurteilsschublade aufgegangen ist. Und gleichzeitig wurden wir immer wieder gewarnt – passt auf eure Sachen auf, fahrt nicht in die Township. Wurde da eine Vorturteilsschublade gezimmert? Während die Kinder im Kindergarten auf ihre Eltern warten, singen wir gemeinsam ein Lied. Ein bisschen fehlt es mir, so mit den Kindern auf Englisch zu arbeiten. Anschließend besuchen wir tatsächlich Johannes und schauen uns das Haus an, das durch Spenden für ihn seine Familie gekauft wurde. Conny möchte heute noch den Umzug mit Johannes und seiner Mutter machen. Das Haus ist noch abgeranzt, aber insgesamt sehr gut. So viel besser wird es dem kleinen Jungen ohne Arme und Beine in diesem Haus gehen, als in der kleinen Wellblechhütte mit nur einem Bett. Es ist ein großes Haus mit zusätzlichen Zimmern, indem weitere Menschen unterkommen und so durch Miete zum Einkommen der Familie beitragen können. In jedem Raum gibt es einen Stromanschluss, und fließendes Wasser gibt es auch! Das Haus liegt direkt an der Straße, und direkt in der Township, so dass die Mutter schnell zum Zentrum der Siedlung kommen kann.
Unsere Township-Begleitung Conni ist durstig und hält, um schnell in einem sehr kleinen Supermarkt Wasser zu kaufen. Ausverkauft. „Um die Ecke ist eine Bar, da kann man auch Wasser kaufen“, empfiehlt der Verkäufer. In einem Hinterhof. Steffi und ich begleiten Conny in die Bar, denn alleine im Auto sitzen wollen wir auch nicht, und so landen wir in der absoluten Alkoholsuchthölle.
Wir grüßen freundlich, werden von den Anwesenden „bejubelt“. Uns schlägt die Alkoholfahne der jungen Männer entgegen, die am Tresen stehen und sich betrinken. In der Ecke blinkt der Geldspielautomat. Ich fühle mich sehr unwohl, als einer der Männer direkt vor mir stehen bleibt. „Ich habe nur auf dich gewartet“ macht er mich an. „Halte Abstand!“ wiederhole ich mehrmals und versuche, etwas Distanz zwischen uns zu bekommen. Erst, als ich anfange, ihn zu „ignorieren“, lässt er ab und wendet sich Steffi zu, um zu klären, ob sie meine Mutter sei. Schnell verlassen wir beide diesen Ort, während Conny noch ihr Wasser bezahlt.
Zurück an unserem Auto müssen wir vorallem die vielen Eindrücke irgendwie verstauen und verdauen. Da kommt uns der Aufenthalt in Seidarap wie gerufen: Alex und Martin sehen, gut essen, ein paar Stunden auf dieser wunderschönen Anlage zu verbringen.
Seidarap in Sicht! Kaum sind wir auf Seidarap angekommen, werden wir herzlich begrüßt. Es ist wundervoll, wenn du von weit her irgendwo ankommst und dich dort, auch wenn es eine sehr kurze Zeit ist, wie Zuhause fühlst. Eine Umarmung von Alex und Martin. Nero kommt uns entgegen, die Katzen sind immer noch da. Es hat sich nichts verändert, außer dass noch ein paar weitere Dinge fertig geworden sind. Das neue Haus ist fertig, die Gewächshäuser sind bepflanzt, neue Tiere sind eingezogen und die Jungs haben noch viele weitere Pläne.
Ich springe vor dem Abendessen in den Naturpool und schwimme eine kleine Runde. Wie schön ist es, sich hier im weichen kühlen Wasser auf dem Rücken treiben zu lassen und in die Wolken zu schauen. Danach sitzen wir mit Alex und Martin beim Abendessen, das wieder ganz hervorragend ist. Wenn man in Namibia nur eine Gästefarm besucht, dann sollte es unbedingt Seidarap sein. Die beiden haben auch noch eine Idee, wo man ein neues Ladekabel für die Kamera herbekommen kann, denn ich habe natürlich die falsche Ladestation mitgenommen…und bis zur nächsten Ladung gibt es nur Handybilder.
23.01.2024 Caprivi – Namibia
Vor Abfahrt flickt Martin unsere tropfende Frontscheibe mit Panzertape. Beim Bank-Abstecher in Grootfontain sind wir etwas aufgeregt; aber die Bank ist durch einen Wachdienst gesichert und liegt zentral. Und wir verhalten uns natürlich komplett unauffällig, wie wir da so zu zweit mit Rückendeckung am Bankautomaten stehen. Nicht. Mein Ladekabel bekomme ich hier im Fotoladen leider nicht.
455 km gradeaus in den Caprivistreifen nach Divundu – heute ist die Königsetappe mit insgesamt gut 500km. Die Straße nach Rundu und dann nach Divundu ist mit dem Lineal gezogen.
Die Hüttentownships an der B8 sehen sehr ordentlich aus. Im Vergleich zu vorher ist hier richtig was los – es sind sehr viele Leute und Kühe unterwegs. Der letzte Abschnitt unserer Fahrt führt direkt am Kavango Fluss entlang. In der Ndhovu Lodge sind wir zwei von 12 Gästen, das wird wieder eine ruhige Geschichte.
Unser Hausboot ist die absolute Wucht. Wir müssen erst einmal ausgiebig filmen und fotografieren. Von drei Seiten ist es von Wasser umgeben und wir haben direkten Blick auf den Kavango, mit seinen Hippos und den Löwen und Elefanten auf der gegenüberliegenden Sandbank. Die Einrichtung ist schick, elegant, und das Ganze ist ein bisschen dekadent. Die Mücken sind auch dekadent. Dekadent groß und dekadent viele.
Den frühen Abend verbringen wir auf unserer Veranda, und schießen die ersten Fotos von einer kleinen Nilpferdfamilie, die sich vor unserem Boot tummelt. Beim Abendessen boykottieren wir den Familientisch, an dem alle Gäste zusammengewürfelt sitzen. Auf Smalltalk haben wir grade nicht so viel Lust und genießen das Abendessen an unserem Einzeltisch auf der großen Terrasse.
Mit viel Mückenspray und Tee lässt sich der Abend auf der Veranda gut ausklingen. Auf das Rollo im Badezimmer müssen wir verzichten – verknotet. Das große Panoramafenster wird stattdessen mit einer Decke abgehängt, denn wenn draußen ein Boot vorbeifährt, wollen wir uns im Licht nicht in Schönheit präsentieren. Wir bekommen noch eine zweite Decke für das Bett, sodass wir uns gut einrichten können.
Irgendeine Uhrzeit in der Nacht. Irgendein Geräusch auf unserem Boot. Steffi hat es gehört. Ich habe es gehört. Steffi flüstert: „Da läuft jemand“. Ich antworte „ja“; beide bleiben wir stocksteif in unseren Betten liegen. Wir schlafen wieder ein. Steffi erzählt mir am nächsten Morgen, dass sie sehr gut geschlafen habe.
Ach so, Roger und Uschi haben wir nicht beim Abendessen getroffen, obwohl wir dachten, dass sie wieder um die Ecke kommen.
24.01.2024 Caprivi – Namibia
Wir sind sehr früh auf und machen es uns auf der Veranda bei einem fantastischen Sonnenaufgang bequem. Ein bisschen Kaffee, ein bisschen Tee und dazu explodiert wieder der Farbkasten. Wir entschließen uns, am Morgen keine Bootsfahrt zu machen, sondern ganz entspannt zunächst auf der Terrasse sitzen zu bleiben, um gleich zu frühstücken, danach wieder zu sitzen und erst heute Nachmittag auf eine Bootstour und Safari im Bwabwata Nationalpark zu gehen.
Unser Guide Bonnyface fährt uns und zwei weitere Gäste mit dem Boot über den Fluss, dann im Safariwagen weiter. Es ist so grün hier, da ist die Chance auf große Katzen gering.
Der riesige Baobab Baum ist von Elefanten angefressen worden. Die Stadt hat als Abwehrversuch Steine drumherum gelegt, aber als cleverer Elefant räumst du diese eben auch einfach aus dem Weg. Der Baobab wird dort nicht mehr lange stehen.
Buschböcke, die aussehen wie unsere Rehe, stehen im Gebüsch, Impalas laufen vorbei. Auf den großen Grasflächen grasen Wasserbüffel, Nilpferde und schwarze Antilopen. Die Velvet Monkeys machen Krach …irgendwo sind doch Löwen. Wir finden sie in absoluter Faulheit unter einem Baum; nicht elegant, aber gemütlich lässt sich ein Männchen seitlich ins Gras fallen. Ein anderes Löwenmännchen reibt seinen Kopf an den Zweigen eines Busches; am Ende sind es auch nur große Katzen.
Nach dem Abendessen trinken wir noch einen Tee auf der Veranda. Ich gehe schnell ins Bett und falle um wie der Löwe.
25.01.2024 Caprivi – Namibia
Steffi schmeißt mich aus dem Bett. Sonnenaufgangstee …der Farbkasten knallt durch. Lange unterhalten wir uns über Persönliches; dabei geht die Sonne auf und gewinnt an Kraft. Sieben Nilpferde geben mit ihrem lauten Raunzen eine tolle Abschiedsvorstellung vor dem Hausboot. Abtauchen, Auftauchen, Grunzen, Pusten, Abtauchen. Nach dem Frühstück laden wir die zusammengepackten Sachen ins Auto. Wasser haben wir genug dabei…
250km geht es heute durch den Caprivi-Streifen, rechts in ca. 25km Botswana, links in 25km Angola, und wir in Namibia mittendurch. Landschaftlich links und rechts leichter Buschwald. Als neues Verkehrsschild führen wir ein die Hyäne. Die Schule ist aus, viele Kinder laufen links und rechts am Straßenrand.
Wieder ganz anderes als unsere anderen Unterkünfte ist die Namushasha River Lodge am Kwando River. Als würde diese Lodge in ein Tropenhaus gebaut sein, samt Velvet Monkeys, den Affen (südliche Grünmeerkatze = Velvet Monkey) in den Bäumen, tropischen Pflanzen und Schmetterlingen. Hinter der Lodge fließt der Kwando und schimmert durch die Bäume.
Unser kleines Apartment muffelt nach feuchtem Strohdach; am Fenster hängt die Warnung: Schließen. Wir blicken auf mit Lianen bewachsene Bäume. Auch hier sind die Affen frech. Statt eines Wüstenwarans wühlt sich ein Wasserwaran unter unserem Balkon durch das trockene Laub. Die Nacht kommt früh und bei mangelndem Ausblick in die Landschaft gehen wir früh ins Bett.
26.01.2024 Kasane – Botswana
Steffi geht nach dem Aufstehen erfolglos auf Affensuche, ich erstmal duschen.
Beim Frühstück sind wir alleine am Buffet, und da ist die Affenbande und tobt wild durch die Bäume! Freude und Erschrecken, als der Affe auf unseren Tisch springt und sich an unserem Müsli bedient. Vor Schreck verpasse ich das Foto, aber er kommt wieder und bedient sich weiter. Ihn zu verscheuchen traue ich mich nicht. An einem anderen Tisch weit entfernt wird eine Müslischüssel aufgestellt…das Ablenkungsmanöver funktioniert.
Wir bleiben nicht lange. Heute ist ein besonderer Tag; wir wollen über die Grenze nach Botswana. Vorsorglich kramen wir unsere Schuhe raus für den Grenzübertritt; man munkelt, Schuhe würden kontrolliert.
Am Straßenrand winken uns Passanten zu. Die Dörfer aus Lehmhütten, umschlossen mit einem Palisadenzaun aus Schilf, sehen viel ordentlicher aus als die Wellblechhütten in den Townships.
Der Grenzbeamte, bei dem wir unseren Namibia-Ausreisestempel abholen wollen, lässt sich zunächst alle Zeit der Welt; kommt aber dann nach erfolgreichem Gestempel doch mit raus und zeigt uns den weiteren Weg. Unser Auto checken wir an einem kleinen Holzkabuff aus Namibia aus und fahren dann damit durch ein Becken voller Desinfektionsmittel (wollen wir genau wissen, was es ist?), um eine Übertragung von Maul-Klauen-Seuche zu verhindern. In Botswana zahlen wir 260 Pula (ca. 65 Euro) als Grenzgebühr für unser Auto, füllen den Visumszettel für uns aus, registrieren unser Auto in Botswana. Das wäre geschafft. Und was war das jetzt mit den Schuhen?
Die Chobe Safari Lodge ist eine sehr elegante Hotelanlage direkt am Chobe mit Pool und Palmen. Das Zimmer ist prima, mit offener Badewanne und Dusche…inzwischen haben wir Vorhangübung!
Bei unserer Chobe Dinner Cruise am Abend haben wir das (zweifelhafte?) Vergnügen, alleine mit Skipper und Kellner an Board zu sein. Das Schiff fährt sehr! langsam und macht in einer Stunde vielleicht zwei Kilometer – wir tuckern so dahin, da wird garantiert niemandem übel. Das Essen schmeckt ganz wunderbar. Der Sternenhimmel über dem Schiff leuchtet und lässt, zumindest beim Kellner, leichte Romantikgefühle aufkommen. Flirtend rutscht er uns beim Fotomachen auf die Pelle – aber nachdem klar ist, dass Steffi meine Mutter ist, und ich ihm den Rücken zuwende, hält er Abstand.
Wir sind auf unserem Zimmer, lassen den Abend ausklingen. Auch das Telefon klingt: Der Kellner ruft an, die Rechnung müsse noch heute Abend unterschrieben werden. Eine Unterschrift morgen in der Lobby käme nicht in Frage, er komme und bringe die Rechung persönlich vorbei. Aha. Mutter steht empfangsbereit draußen vor der Tür. Ob ich da sei? Klar, ich schlafe schon. Mutter verspricht „Bussi, bussi“. Zu die Tür.
23.00 Uhr. Klopfgeräusche! In irgendeinem Halbschlaf springe ich auf, renne zur Wand an Steffis Bettseite und donnere mit der Faust dagegen. Ruhe. (Dass ich dabei weder Spiegel noch Fernseher treffe, ist schon Können.) Zur Ruhe kommen wir noch nicht. Steffi sieht ein Licht an meiner Wand. Was für Licht? Handy? Da ist nichts. (Vielleicht die Security von draußen, die mit Taschenlampe rumleuchtet.)
27.01.2024 Kasane – Botswana / Victoriafälle – Zimbabwe
Ein Kleinbus holt uns ab und bringt uns an die Grenze Botswana – Zimbabwe. Ich bin noch ein bisschen verplant und quassele von Zambia, aber merke dann auch schnell, dass wir nach Zimbabwe zu den Victoriafällen wollen. Fest steht: Die Zimbabwe-Beamten brauchen dringend ein Qualitätsmanagement! Das Ausstempeln aus Botswana um 8:15 Uhr geht fix, das Einstempeln in Zimbabwe dauert ewig. Irgendwann zieht der Beamte die Pässe der in der Schlange Wartenden ein, der Pässestapel auf seinem Schreibtisch wächst und wächst. Wir sitzen jetzt auf einer Bank, an einem Grenzübergang in Zimbabwe. Ok. Wie bekommt denn später jeder seinen Pass wieder? Nicht, dass ich danach einen Pass mit Bartwuchsbild in der Hand halte!
9:47 Uhr – Endlich! Abfahrt zu den Victoriafällen!
Schon von weitem hören wir das Rauschen. Aus den Schluchten steigen feinste Tropfen wolkenartig empor und fallen wie feiner Regen wieder runter. Und da sind sie.
Der zweithöchste Wasserfall der Welt rauscht vor uns herunter. 107 Meter in die Tiefe; auf 1708 Metern Breite schiebt der Sambesi die Wassermassen in den Abgrund. Die aufsteigenden Wassertropfen zaubern im Sonnenlicht Regenbogen in die Luft. Diese Wasserwucht! Bei Hochwasser rauschen hier 5000 Kubikliter pro Sekunde runter – pro Sekunde! Innerhalb weniger Minuten sind wir patschnass.
Durch das viele Wasser ist die Vegetation um die Victoria Falls dschungelhaft grün. Die Landschaft sieht aus, wie in einem Fantasy-PC-Spiel: Alle Farben wirken übersättigt; noch nie habe ich so intensives Grün gesehen.
Beim Schlendern über den Curio Kunstmarkt werden wir an den meisten Ständen nervig angesprochen; alle verkaufen durcheinandergewuselte Dinge und drängen sich auf. Wie das wohl ist, wenn in der Hochsaison ganz viele Touristen durch diese Hallen strömen? Es ist ganz schön warm, und deswegen machen wir den Rundgang über den Markt nur kurz. Bei einem Verkäufer, der still seine Kunst zeichnet, kaufe ich eine Handzeichnung von einer Giraffe auf Elefantendungpapier für meine Galerie Zuhause.
Auf dem Heimweg an der Grenze von Simbabwe zu Botswana bekommen wir wieder eine Reihe Stempel in den Pass, der so langsam aussieht wie ein Panini Sammelalbum. Nach Schuhdesinfektion und Gesundheitscheck, bei dem wir an einem Fenster zur Sichtkontrolle vorbeilaufen, werden wir – müde wie wir sind – zur Lodge zurückgefahren.
Den Abend verbringen wir bei einem kleinen Getränk in der ich weiß nicht mehr wie diese Bar heißt, und schauen uns den Sonnenuntergang mit Hippos an. Ein freundlicher Herr hat eine Canon Kamera dabei und nach einem kurzen Austausch stellt sich heraus: Mein Akku passt. Ich gebe ihm meinen Akku mit, und warte darauf, dass er diesen nach dem Abendessen voll geladen wiederbringt. Wie sagt er so schön: Canon Fotografen helfen sich gegenseitig.
28.01.2024 Kasane – Botswana
Zur privaten Flusssafari sind wir früh unterwegs und werden belohnt mit Krokodil, Nilpferden, Elefant, afrikanischem Fischadler und einem Malachite King Fisher Vogel. Der Himmel ist blau, am Ufer liegt dickes saftiges Gras auf dunkelgrauen Sandbänken.
Wusstet ihr, dass Seerosen extrem lange Stengel haben (ca. 150 cm), die innen hohl sind wie ein Strohhalm?
Wieder auf unserem Zimmer gibt es lautes Geschrei und Gekreisch vor der Tür! Überfall? Überfall! Zwei Damen des Housekeeping drängen durch den Türspalt, als ich die Zimmertür öffne – Flucht vor der Affenattacke.
Auf zur Mopani Forest Lodge! Mit 20 km/h fahren wir an unserem ersten Polizeiblitzer vorbei und zuckeln dann hinter einem LKW die gesamte Strecke bis zur Lodge. Die Lodge ist ganz anders! Unsere Hütte liegt direkt an einem Wasserloch, aber ob wir Glück haben und Elefanten sehen, das ist die Frage. Zuerst einmal erkunden wir das Zimmer, das deutlich einfacher ist als unser letztes Domizil. Aber eine Besonderheit gibt es doch: Keine Badezimmertür und keine Toilettentür. Wie gut, dass wir seit zwei Wochen gemeinsam üben, in welchem Rhythmus man duscht und aufs Klo gehen kann. Das Aufhängen der Badezimmertasche gestaltet sich einfach, denn am Ende ist schließlich alles eins: Das Schlafzimmer ist das Badezimmer, das Badezimmer ist das Wohnzimmer. Davon abgesehen ist die gesamte Lodge leer – wir sind die einzigen beiden Gäste. Rein praktisch können wir – und tun es dann auch – also auch in den anderen Zimmern duschen und aufs Klo gehen. Das Wasser in den Flaschen in unserem Zimmer schmeckt gammelig, aber der Wasserspender der Mitarbeitenden steht uns auch zur Verfügung.
Wir hängen rum. Draußen ist es mega heiß, und drinnen ist es auch mega heiß. Die Lodge ist ziemlich tot. Es ist keiner hier; keine Elefanten, keine Gäste. Der Boden wird gerade neu gestrichen, alle Tische werden neu geölt. Der Pool ist leer und mit Absperrband abgesperrt. Nur die Erdhörnchen sind fleißig.
Wir sitzen rum, es ist heiß, jede Bewegung uff. Meinen Stuhl stelle ich in den Windzug im Zimmer…ein bisschen Handygedaddel, nur nicht zu viel bewegen. Ein kurzer Blick zum Fenster. Ein Elefant! Am Wasserloch! So leise wie möglich springen wir auf…Fotosession!
Am Abend erwartet uns ein abenteuerliches Abendessen in einer fast stillgelegten Lodge. Mit gutem Brot und ranziger Butter. Nach der Tüten-Kürbissuppe erhalten wir als Geschenk des Hauses einen Kakao mit drei Weintrauben – zimmerwarm bei 25°C. Die kalte Pizza als Überbleibsel vom Mittagessen kommt ohne Teller und Besteck. Erst als wir nichts essen, fragt der junge Kellner, ob wir etwas brauchen.
In der Dunkelheit kommt unser dickhäutiger Freund noch einmal zum Fressen zurück. Er rupft das Gras direkt vor unserer Nase. Und wir sind völlig ergriffen, halten den Atem an. Ein bisschen mache ich mir Sorgen: Wenn er nur nicht mit dem Rüssel den Elektrozaun berührt, der unsere Terrasse in Bodennähe umspannt! Wir schauen ihn an, er uns. Was er wohl denkt?
29.01.2024 Nata – Botswana
Über Potholes (Schlaglöcher) haben wir einiges gelesen, aber noch nicht viele gesehen. Nach den riesigen und eintönigen Monsterfeldern der Pandamatenga Agriculture Area entlang der A33 heißt es am nächsten Veterinärkontrollpunkt: Alle Schuhe aus und desinfizieren! Was für eine „abgefressene“ Straße! Straßenrand ist hier auch eine andere Definition.
Wir beziehen ein schönes großes Holzhaus – und, welch Luxus, wir haben eine Außendusche und ein separates Klo. Unsere Gehirne sind geschmolzen, was uns nicht davon abhält, nach einer kurzen Pause mit einem Guide in die Makgadikgadi Salzpfanne zu fahren.
37.000 km² – ungefähr so groß wie Belgien. In der Weite steht der 500 Jahre alte Baobab – und ich erkenne doch ein Portal, wenn ich es sehe! Das Straußenei, dass wir auf dem Weg finden, wird nicht mehr bebrütet. Ich laufe durch die Salzpfanne, die untergehende Sonne spiegelt sich im Wasser, das grade in der Pfanne steht. Auf dem Boden sind Spuren von Menschen, von Gnus. Der Sand knirscht unter meinen Schuhen.
Eine andere Reisegruppe kommt an. Laut lachend und rufend machen sie viele Fotos von einander. Wo ist die Stille? Ich gehe ein Stück weiter in die Pfanne hinein…die Stille trägt die Stimmen.
30.01.2024 Maun – Botswana
Unglaublich, die Zeit rast. Ich liege unter dem Ventilator in unserer Holzhütte und staune wie schnell die Zeit verfliegt… gestern angekommen, heute schon fast zu Ende. Aber das Delta liegt noch vor uns.
Wir fahren 300 km über die schlechteste Straße Botswanas, die A3; hier sind sie, die Schlaglöcher. Am mobilen Blitzer kommen wir ohne Anhalten vorbei, unseren Überholer hat es erwischt. Kompliziert wird es bei der Einfahrt nach Maun, denn hier sind alle Ampeln ausgefallen. Im Linksverkehr versuchen wir, das System zu analysieren, nachdem die Autos über die Kreuzung fahren. Irgendwie kommen wir zweimal gut durch. Die Elefanten am Straßenrand haben sich die Gullideckel zur Seite geschoben, um das Wasser darunter zu trinken und kleine Wasserlöcher anzulegen.
In der Thamalakane Lodge erfahren wir wieder innenarchitektonische Kreativität. Das Bad ist direkt ohne Türen an das Zimmer angeschlossen – man kann durch Zimmer und Bad im Kreis laufen. Ansonsten ist die Anlage schön; eingebettet in eine Umgebung, die aussieht, als wäre es Mecklenburg-Vorpommern. Der Thamalakane ist ein dünnes Rinnsal.
Mittags kommt Gake von Omenzitours, um mit uns Geld für unsere Delta Tour (10000 Pula!) holen zu gehen. Es kommt uns ein bisschen merkwürdig vor, soviel Geld im Voraus zu zahlen. Peter klärt die Situation per Telefon aus Namibia. An der Tankstelle ziehen Steffi und ich den Geldautomaten leer und fahren dann mit Gake und Shaku, unserem Tourguide im Delta, zum Polerbüro, um unsere morgige Fahrt zu reservieren.
Den Abend verbringen wir entspannt in der Lodge.
31.01.2024 Okavango Delta, Camp – Botswana
Nachts wache ich davon auf, dass mir der Regen, der das Strohdach durchweicht, auf die Nase tropft. Heute ist Deltatag! Unser Zimmer müssen wir frei machen (so ein Unsinn – sind wir doch morgen wieder hier und die Lodge komplett leer) und bringen unseren Kram im Auto unter.
Pünktlich wie die Maurer sitzen wir bei Gake und Shaku auf dem Safariwagen, hinter uns ein ganzer Haushalt auf dem Auto. Auf dem Weg in den Busch hängen wir unseren Gedanken nach …von wieviel Materiellem sind wir umgeben? Und ist es nicht ein Privileg, sich darüber überhaut Gedanken machen zu dürfen?
Im Busch sitzt eine alte Frau mit ihrem Mann. Darf er wohl bei uns mitfahren? Nach einem Schlaganfall ist er nicht mehr gut zu Fuß. Wir nehmen ihn ins Dorf mit.
An der Mokorostation passt unser ganzes Gepäck wie durch Zauberhand in die drei schmalen Mokoro-Langboote. Dazu drei Poler (Bootsfahrer), unser Guide, wir beide. Sanft plätschert das Wasser um die gleitenden Boote, Libellen umschwirren uns und die Seerosen blühen in Lila und Weiß. Alles fühlt sich sanft an. Wir ziehen durch das Wasserlabyrinth aus Schilf und anderen Wasserpflanzen, unsere Poler unterhalten sich auf Setswana.
Unser Camp wird mitten im Grünen aufgebaut und wir bekommen ein prima Mittagessen mit Blick ins Delta: Kartoffelsalat und Salat dazu! Plötzlich zieht blitzschnell eine Wolke auf. Flüchtend tragen wir alles in die Zelte und warten den sehr windigen Schauer ab. So ein Wind! Nach 5 Minuten ist der Spuk vorbei, aber unser Guide und die Poler bauen ein weiteres Zelt als Unterstand auf. Diese Luftfeuchtigkeit…
Otis und Leti nehmen uns mit auf einen Buschspaziergang in der Abenddämmerung. Wilder Salbei hinter die Ohren gesteckt soll gegen Fliegen helfen; ich bin da noch etwas skeptisch, aber trage lachend das Grünzeug hinter den Ohren. Mit den Schlingpflanzen, die über den Boden wuchern, könnten wir Seilspringen. Otis gibt uns eine Einführung in die Welt der Tierdungbestimmung – nur keine Berührungsängste! Mit den Händen wühlen wir im Dung herum und lernen, dass Hippodung nur aus Gras, Elefantendung auch aus Stöckern besteht.
Anschließend verteilt Otis kleine Blumen zum probieren…ab in den Mund. Moment…waren die Hände nicht grade noch im Hippodung? Was soll’s…
Auf unserem Weg finden wir einige Knochen; einen Büffelschädel, den Knochenschädel eines Warzenschweins. In der Dämmerung machen wir uns auf den Weg, in der Ferne Giraffen, die uns schon lange gesichtet haben.
Es wird dunkel und der Schritt von unserem Guide wird zügiger. Jutas, Poler Nr. 3, treffen wir unterwegs, der ein Mokoro über seinem Kopf trägt. Unser Wasserweg ist durch Hippos versperrt – und da wir keine Hippomaut zahlen möchten, steigen wir an anderer Stelle ein, die Hippos hinter uns.
Unser Camp ist wunderschön durch Kerzen erleuchtet, in der Mitte ein perfektes Lagerfeuer. Meine „Xylophon“-Lieblingsfrösche klackern vor sich hin (Bell frog). Unser heutiges Abendessen ist mit das beste Essen der ganzen Tour: Bunte Nudeln, Currygemüse, Maiskolben in Butter…und dazu im Busch immer wieder Hippobrummen.
Es ist sehr dunkel – und über uns der endlose Sternenhimmel der Milchstraße; Glühwürmchen am Boden, und wir mittendrin. Alle zusammen schauen wir noch eine Weile „Buschfernsehen“, der Blick ins Lagerfeuer, das wunderschön wie im Bilderbuch brennt. Gute Nacht.
01.02.2024 Maun – Botswana
Am Morgen gibt es zur Feier des Tages heißes Wasser zum Waschen, danach ein schönes Früühstück. Auf unserer Morgenwanderung finden wir eine Wildgurke, ein stacheliges Pflanzengewächs. Während diese als Massageball zwischen den Händen hin und herwandert, lernen wir Spurenlesen: Leopard – ohne Krallen, Cheetah – mit Krallen; Hippo – vier Zehen, Elefant – drei Zehen. Und immer wieder Knochen unterwegs. Das hohe Gras weht wellend wie ein Meer im Wind.
Zum ersten Mal im Leben mit einem Smartphone ein Foto machen – das ist Letis Aufgabe. Ich zeige ihr, wie sie das Gerät halten kann, wie sie drücken muss. In unserem Camp ist ein bisschen Dorflebenfeeling: Jutas gräbt eine Pflanze aus, die er mit nach Hause nehmen will. Leti wäscht ihre Wäsche im Deltawasser, Shaku und ich trommeln ein bisschen auf den Kühlboxen. Unser Aufenthalt im Delta geht schnell seinem Ende entgegegen. …aber vorher bekommen wir noch eine kleine Einweisung in die Steuerung des Mokoro.
Alles Gepäckt wieder in den Mokoros verstaut, erzählt nur noch platt gedrücktes Gras von unserem kleinen Abenteuer. Wir gleiten sanft über das Wasser, bis schlagartig alle voller Adrenalin sind: Steffi schreit auf, Otis brüllt und fuchtelt mit dem Stock herum (, nachdem er damit erfolgreich meinen Kopf getroffen hat). Ein Hippo springt direkt vor uns aus dem Wasser, ein schneller Blick, und hastet ins Gebüsch davon. So ein Glück, dass es mit dem Kopf in Fluchtrichtung stand!
Gake holt uns nach der Aufregung an der Mokoro Station ab. Ob wir wohl einen Krankentransport machen können? Die Frau, die wir im nächsten Dorf abholen, wirkt kaum ansprechbar. Besorgt überlegen Steffi und ich auf der Fahrt, ob sie überhaupt noch lebt.
Nach gut zwei Stunden Fahrzeit, in der niemand so besorgt scheint, wie wir, erfolgt eine Übergabe der Frau an ein Taxi, in dem ihre Familie sitzt. Stellt sich raus: Es ist Gakes Schwägerin. Und glücklicherweise geht es ihr inzwischen etwas besser, dank Wasser und Keksen.
Gerne würden wir unseren Guides Shaku und Gake noch ein Trinkgeld dalassen, haben aber das Problem des fehlenden Geldautomaten. Drei ATMs in Maun, dreimal kein Geld mehr drin. An der Tankstelle kann ich noch 300 Pula ziehen. In 20er-Scheinen. Mehr gibt der Automat nicht her. Und unsere Guides? Die pumpen währenddessen einen Platten an unserem Wagen auf. Dieser hält leider nicht lange und schnell hören wir beim Fahren „flappflappflapp“. Den Hinterreifen hat es zerlegt, ein Radwechsel am Straßenrand ist fällig, bevor wir in der Thamalakane River Lodge ankommen. Und genau das Zimmer beziehen, aus dem wir gestern ausgezogen sind.
02.02.2024 Ghanzi – Botswana
300km Etappe von Maun nach Ghanzi, wir sind noch etwas durch von gestern, es kommt Ermüdung rein. Endlich mal wieder Schuhe und Auto am Veterinärstützpunkt desinfizieren! Ob das etwas bringt? Wir dürfen fotografieren…und im Gegenzug fotografiert der junge Polizist uns.
Im Symponia Gästehaus erwartet uns eine kleine schöne Anlage mit sehr sauberen Zimmern und richtigen Badezimmern. Worüber man sich so freut. Wir verbringen den Tag am Pool – heute gibt es kein Programm, außer Faulenzen, Essen und mit netten Leuten reden.
03.02.2024 Gobabis – Namibia
Endspurt. Unser Weg führt uns heute zurück nach Namibia – letzte Station Gobabis.
Ein letztes Frühstück in Botswana und auf Richtung Namibia. Bei Xanagas werden wir von einer sehr merkwürdigen Straßenkontrolle angehalten. Einmal Ausweispapiere bitte, fordert der Mann in orangener Warnweste. Keine Uniform, aber ein Namensschild. Auf meine Nachfrage seien die Kontrolleure alles in einem – was man eben braucht: Immigration, Fleischkontrolle…irgendwie sind die komisch. Wir sollen den Kofferraum öffnen. Mir ist mulmig beim Ausstieg. In diesem Moment hält ein LKW hinter uns…erstmal Blickkontakt zum Fahrer aufbauen!
Wir dürfen weiterfahren, das komische Gefühl bleibt. An der namibisch-botswanischen Grenze frage ich nach: „Ja, da stehen wohl welche“ ist jetzt auch eher eine vage Auskunft. Ach so, na dann. Der Grenzablauf „Einchecken – Auschecken“ wiederholt sich.
Endlich wieder Namibia! Und weiter geht es auf den Trans-Kalahari Highway!
Das Gras am Straßenrand wird braun, die Erde rot. Und 1500km längeste Straße nur gradeaus liegen hinter uns.
Rein in unsere letzte Lodge auf dieser Reise! Endlich ein Einzelzimmer, heute nach breite ich mich aus! Aber erstmal trete ich beim Koffer aus dem Auto holen in den Stachel einer Kameldornakazie – im perfekten rechten Winkel. Der Dorn geht durch meinen Sportschuh in meinen Fuß und ich bin erstmal mit Stachelziehen beschäftigt. Von der Terrasse haben wir einen schönen Blick auf das Wasserloch, an dem einige Blessbok Antilopen trinken. So langsam wird es grau, kalt und windig – Namibias kleiner Rausschmeißer.
In Deutschland wird mal wieder gestreikt; Flüge werden storniert. Ein anderer Gast der Lodge ist schon in fleißiger Organisation eines Alternativfluges. Aber unser Checkin am Abend gelingt – ein bisschen zu meinem Bedauern. Noch einmal Lagerfeuer, noch ein schöner Abend.
04.02.2024 Windhoek, Hosea Kutako Flughafen – Namibia
Letzter Tag, heute Abend geht es zum Flughafen. Gemischte Gefühle! Was für eine Tour! Soviel gesehen, geschafft, bestaunt, erlebt, gewuppt. Voll. Mit Eindrücken. Dankbarkeit. Ich bin aufgeregt… Treffen wir noch unseren Co-Piloten im Hintergrund oder kommt er nicht? Wie wird es zuhause? Schwappt eine Welle über mich? Nach Namibia komme ich wieder…
Wir machen einen Zwischenstop in Gobabis, um Geld abzuheben – Trinkgeld für den Co-Piloten, in namibischen Dollar. Kaum steigen wir aus dem Auto, kommen bettelnde Kinder auf uns zu. Den Geldautomaten finden wir nicht und fahren ein paar Meter weiter. An der Tankstelle bekommen wir ein Blatt Papier, aus dem wir einen Umschlag basteln und an einem bewachten Geldautomaten auch noch unser Geld.
Co-Pilot Peter meldet sich kurz vor 12: Treffen an der Christuskirche in Windhoek. Ich freue mich!
Die Begrüßung ist herzlich, und irgendwie ist es sehr sehr seltsam, wieder an der Christuskirche zu stehen, wo unsere erste Namibia-Reise 2023 begann. Das Wow ist weg, und es ist ganz anders und ganz schön. Und ein bisschen so, als würde unsere Tour grade erst losgehen.
Gemeinsam verbringen wir in Joe’s Beerhouse gut zwei Stunden bei Geplauder und Mittagessen. Der Präsident ist heute Morgen gestorben…aber wir merken hier im Alltag noch nichts davon. Irgendwie ist es so weit weg, dass wir nachher im Flieger sitzen. Unser Guide verspricht: Die nächste Reise machen wir gemeinsam. Ich hoffe sehr, dass wir uns in Namibia wiedersehen. Noch einmal winken… Unser Shuttle bringt uns zum Flughafen. Wie oft sind wir diesen Weg jetzt gefahren?
Am Flughafen in Windhoek geht alles sehr schnell. Einchecken, Warten, Abfliegen…aber dieses Mal mit Platz, denn wir fliegen ausnahmsweise Premium Economy. Abflug 19:50 …
05.02.24 – Frankfurt Flughafen, Deutschland
3 Länder – 2 Frauen – 21 Fahrtage – 4020 km im eigenen Auto – 4020 km im eigenen Auto – mind. 40 Plastikflaschen ausgetrunken (ein Plastikproblem, trotz eigener immer aufgefüllter Flasche!) und 1x im Pool geschwommen. Wann geht es wieder los?
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