Wanderung: Durch die Rheinschlucht Ruinaulta ab Ilanz – der Grand Canyon der Schweiz
Wanderung: Durch die Rheinschlucht Ruinaulta ab Ilanz – der Grand Canyon der Schweiz

Wanderung: Durch die Rheinschlucht Ruinaulta ab Ilanz – der Grand Canyon der Schweiz

„Der Rhein ist der Fluss, von dem alle Welt redet und den niemand studiert, den alle Welt besucht und niemand kennt.“

Victor Hugo, 1845

Routeninfos

Route: Ilanz – Viersam-Safien (Bahnstation zu Bahnstation)
Dauer: Gehzeit 02:35 bei 4,9 km/h
Streckenlänge: 12.8 km
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 220 m
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel, einige kurze Steigungen
GPX-Track und Profil unter: https://www.komoot.de/tour/83187983
Nutzung des Tracks auf eigenes Risiko – beachte immer die Anforderungen der Strecke vor Ort!

Wanderbericht

Heute gehe ich auf eigene Faust los, um die Rheinschlucht zu erkunden. Von Chur fahre ich um 10  Uhr mit dem Zug nach Ilanz: Richtung Chur bis nach Viersam-Safien möchte ich von dort aus die Rheinschlucht erkunden. Ich flitze zur Hoteltür hinaus – stop! Jacke vergessen. Holen? Aber das Wetter ist doch schön. Egal! Ich flitze zurück die Treppe im Hotel noch einmal rauf, hole meine Jacke und ab zum Bahnhof, denn mein Ticket habe ich schon online gekauft und darf darum den Zug nicht verpassen.

Nach einer halben Stunde Zugfahrt komme ich in Ilanz an, werfe noch einen Blick auf die Karte und los geht’s.

Immer wieder habe ich das Gefühl, es grummelt irgendwo…es ziehen auch einige Wolken auf. Aber das Grummeln scheint, jedenfalls aktuell, einfach nur das Rauschen des Flußes zu sein. Und laut Wetterbericht sind keine Gewitter angesagt.

Also setze ich meinen Weg fort und gelange schnell unten in die Rheinschlucht.

Wie schön kann eigentlich Grau sein?

Der Himmel graut immer mehr zu, die Felswände sind grau, die Kiesel sind grau, und auch das Wasser, das gestern noch wunderschön aquamarin war, ist heute nach dem Regen eine graubraune Brühe.

Aber die Rheinschlucht, Ruinaulta, ist beeindruckend! Entstanden durch einen riesigen Erdrutsch vor tausenden von Jahren, hat sich der Vorderrhein immer tiefer in die Schlucht gegraben.

Die Engadiner Kinder treiben im Frühling beim Chalandamarz Brauch den Winter mit Schellengeläut aus. In der schweizer Kindergeschichte des Schellen-Ursli von Chönz / Carigiet (1945) bekommt dieser dazu nur eine kleine Glocke und wird von den Dorfkindern gehänselt. Daraufhin stapft er durch den Schnee den gefährlichen Weg zu einer Alphütte hinauf, um dort eine große Kuhglocke zu holen, während sich das ganze Dorf um ihn sorgt. Er kehrt jedoch sicher ins Dorf zurück und darf daraufhin, weil er jetzt die größte Glocke hat, den Kinderzug anführen. Und wer die Augen offen hält, kann den Schellen-Ursli auch in der Rheinschlucht entdecken.

Es nieselt, ist aber nicht kalt. Die Luft ist feucht, und ich fühle mich klebrig, obwohl mir gar nicht warm ist. Der Pfad ist bis auf einzelne Abschnitte leicht begehbar, mir kommen Familien mit Kindern entgegen. Einige machen trotz des Niesels Picknick an den Grillstellen oder bauen Steinmännchen unten am Fluß. Abwechslungsreich führt mich mein Weg am Flußbett entlang, die ersten acht Kilometer sind Entspannung pur und gehen fast nur leicht abwärts.

Es geht in den Wald hinein, direkt an den Bahngleisen vorbei, auf denen die rhätische Bahn und der Glacierexpress an mir vorbeisausen. Es sind ein paar Höhenmeter zu machen, und die Aussicht von oben auf die Schlucht ist wundervoll!

Args, ich habe mein Hosenbein nicht wieder runtergezogen und irgendwas hat mich gestochen. Ich schaue nicht weiter drauf, ziehe aber mein Hosenbein runter und laufe weiter.  Mir ist etwas mulmig, denn der Regen wird stärker – doch noch Gewitter? An der Bahnstation Valenda-Sagogne mache ich eine Pause und nutze die Gelegenheit, mich auf dem Bahnhofsklo zu richten. Irgendjemand hat sich die Mühe gemacht und ein Blümchen und nette Seife in das Klokabuff gestellt.

In der Ferne ist Donner zu hören, der jedoch von mir wegzieht. Ich gehe weiter, immer an den Bahnschienen entlang. Nach gut vier Stunden komme ich an meinem Ziel an, wo ich noch gut eine halbe Stunde auf den Zug warte, um zurück nach Chur zu fahren.

Im Hotel angekommen stelle ich fest: Ich wurde gefressen. Also nicht ganz. Aber mindestens ein Viertel von mir. Mein rechtes Bein hat mindestens 4 Stiche, die inzwischen so aufgequollen und angeschwollen sind, dass ich die Alpen in 3d auf dem Bein habe, mit Rheinschlucht. Da wird wohl ein Gang zur Apotheke fällig. Den Abend verbringe ich mit Fernsehen und Bein kühlen – mit einer gelungenen und sehr modebewussten Kombination aus nassem Waschlappen und Befestigung am Bein mit Gürtelschlinge. Mal sehen, wie es morgen aussieht. In jedem Fall ist Entspannung angesagt, denn morgen soll es mit dem Bernina Express bis nach Italien gehen. Gute Nacht!

Zusätzliche Infos zur Strecke

Anforderungsprofil:
Eine familienfreundliche Tour, die immer wieder zum Verweilen an der Rheinschlucht oder an Picknickplätzen einlädt. Breite Wanderwege, etwas Asphalt, teilweise Pfadwege, auf denen man hintereinander gehen muss. Trittsicherheit ist auf den letzten vier Kilometern wichtig, wenn es über Baumwurzeln oder über kurze Anstiege auf Schotter geht. Insgesamt eine Tour, die mit normaler, durchschnittlicher Kondition gut machbar ist.

Einkehr: An den Bahnstationen ist eine Einkehr möglich. An der Bahnstation Valenda-Sagogne gibt es auch die Möglichkeit, eine Toilette zu benutzen.

Wetter: Den Wetterbericht unbedingt beachten. Vorsicht in der Rheintalschlucht; teilweise stehen Warnschilder, dass das Kiesbett nicht betreten werden darf. Unbedingt auch auf den Wasserstand und Strömungen achten, wenn man sich unten am Kiesbett aufhält.

Bewertung: Für mich eine schöne Wanderung, grade auch für Einsteiger in alpines Wandern durch die gute Ausschilderung und einfache Streckenführung geeignet. Viele tolle Aussichten auf relativ kurzer Strecke mit der Rheintalschlucht als besonderem Highlight. Einzelne Pfadwege, auf denen man trittsicher sein sollte; insgesamt gut ohne Wanderstöcke machbar. Meine persönliche Bewertung:

Bewertung: 4 von 5.

2 Kommentare

    1. Hey! 🙂
      Rein arbeitstechnisch finde ich die Situation grade persönlich sehr entspannt, aber freizeittechnisch nervt sie mich langsam. Eigentlich würde grade mein jährliches Harztreffen mit Freunden anstehen…und grade heute wäre unser traditioneller Japanrestaurantbesuchstag. …Das wird zwar nachgeholt, aber hmpf.

      Lass dir die Decke nicht auf den Kopf fallen!

      LG
      Die Tante

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