Seiteninhalt
Und manchmal fügen sich die Dinge in wundersamer Weise, und du fühlst dich umarmt.
Manchmal führt einen der Zufall zurück an Orte, an denen man vor langer Zeit Erinnerungen gesammelt hat, ohne dass man wusste, wie wertvoll diese Erinnerungen einmal sein würden. Und plötzlich steht man da; überrascht von den kleinen Erinnerungsblitzen, etwas wehmütig, und dankbar. Denn auch wenn der Mensch gegangen ist, bleibt viel von der Liebe zurück.
Endlich! Es ist Ende Mai 2021, es gießt wie aus Kübeln. Ich mache Strecke auf der Autobahn, der Norden ruft, auf nach Schleswig. Endlich wieder Freunde treffen, die ich durch Corona lange nicht gesehen habe. Und eine Fahrt in den Norden fühlt sich immer ein bisschen an wie nach Hause fahren. Die Gummistiefel dabei – schlechtes Wetter gibt es nicht. Wann war ich zuletzt am Meer?
Einmal Nordlicht, immer Nordlicht.
Ich „checke“ in meinem Hotel ein, coronakonform, ohne einer Seele zu begegnen. Bis zum Ende meines Aufenthalts wird mir im Gebäude nur einmal ein anderes Pärchen begegnen, ansonsten husche ich über leere Gänge und Treppenhäuser. Aber mein Zimmer sortiert sich in meiner Abwesenheit wie durch Magie von selbst.
Wanderbericht
Nach einem sehr kühlen und windigen Abend an der Wasserkante im Schleswiger Hafen, dank Impfausweis im Restaurant statt davor („Wedel, wedel, lasst mich rein!“), und einer ruhigen Nacht im Hotel steht heute eine Wanderung an, um mein Meerdefizit wieder aufzufüllen. Koomot wirft einen Tourenvorschlag raus: Rund um die Eckernförder Bucht. Gerne.
Los geht es am Wanderparkplatz Grüner Jäger, Schnellmark. Ich stutze. Der Weg soll durch einen Begräbniswald führen. Das ist nichts Ungewöhnliches, ich bin schon über einige Friedhöfe gewandert, aber dieser Wald kommt mir bekannt vor, Küstenfrienden. War es hier, wo meine Oma vor sechs Jahren beigesetzt wurde? Wie war noch die Nummer der Begräbnisstelle? War das hier? Morgen jährt sich ihr Todestag. Was für ein merkwürdiger, wunderschöner Zufall. Die Nummer fällt mir nicht mehr ein, und dunkel erinnere ich mich an den Baum. Langsam laufe ich Baum für Baum ab, lese Metallschildchen. Da ist es. Ich fühle mich eigenartig berührt, so als wäre ich umarmt und verbunden. Es ist ein schöner Moment.
Oma Anni war immer flott unterwegs. Dabei immer adrett, mit schön frisierten Haaren, die Küchenschürze gegen eine Strickjacke getauscht. Bekannt im ganzen Dorf, hier ein Schnack, da ein bisschen geklönt. Mit Hund, später ohne. Aber täglich auf ihrer Runde, die neusten Zeitschriften in der Nachbarschaft zu tauschen. Am Nachmittag saß sie in der Sonne am Kanal: Traumschiffe schauen.
Nachdenklich folge ich der Route, auf den Weg achten muss ich kaum, denn nach dem Begräbniswald geht es schnurgradeaus, immer an der Steilküste entlang. Einige Angler versuchen ihr Glück, Spaziergänger laufen am Steinufer entlang. Plitsch, plitsch – die Wellen schlagen gegen die Steine, überall liegt Treibholz. Wenn ich den Duft hier speichern könnte, würde es nach Tang und Salzwasser duften.
Vorbei am FKK Strand, der kein FKK-Strand mehr ist und aktuell wohl auch noch zu windig frisch, führt die Wanderung an der Aschauer Lagune, einem Vogelparadies, vorbei. Und Kühe gibt es – also nicht in der Lagune (wären ja dann Seekühe – ja, der war flach), eine Infotafel klärt auf über die Südküste der Eckernförder Bucht und vorgelagerte Flachgründe. Eigentlich wäre die Tour hier zu Ende, aber es ist so schön und so laufe ich immer weiter – immer gradeaus. Und dann, am Campingplatz Aschauer Lagune gelegen, stehe ich am Sandstrand zwischen den Dünen. Plumps – erst fällt der Rucksack in den Sand, dann ich. Jetzt ist Urlaub.
Tipp: Der Campingplatz Aschauer Lagune ist ein Angebot für Menschen mit Behinderung und ihre Familien.
GPX-Infos
Route: Blick auf Eckernförder Bucht – Steilküste und Dünen Loop (Rundwanderung)
Streckenlänge: 11,4 km
Aufstieg: 120 m
Abstieg: 120 m
Höchster Punkt: 80m
GPX-Track der gelaufenen Tour und Profil unter: https://www.komoot.de/tour/373960424
Nutzung des Tracks auf eigenes Risiko – beachte immer die Anforderungen der Strecke vor Ort!
Infos zur Tour
Anforderungsprofil:
Die Strecke ist für Spaziergänger und Wandereinsteiger sehr gut geeignet. Die Strecke kann entweder auf kleinen Pfaden oberhalb der Steilküste oder direkt unten am Steinstrand gelaufen werden. Auf einem Teilstück an Steinstrang geht es etwas über Felsen, jedoch immer gut zu gehen. Es ist keine besondere Ausstattung für diese Tour notwendig, nur Muße, um das Meer und die Aussicht zu genießen.
Einkehr: Am Startpunkt gibt es das Restautant Grüner Jäger.
Parken: Direkt am Campingplatz, auf dem Wanderparkplatz Grüner Jäger. Alternativ kann man der Beschilderung des Begräbniswalds Küstenfrieden folgen und etwas abseits vom Startpunkt parken.
Bewertung der Strecke: Für mich war diese Strecke perfekt, weil sie emotional bedeutsam war. Aber auch ohne persönlichen Bezug ist es eine wunderbare Tour zum Ausspannen, in die Ferne gucken und Wellen lauschen.
Highlights: Steilküste, Dünenlandschaft, Treibholzformationen und ein ganz toller Ausblick über die Eckernförder Bucht.
Meine Bewertung:
…ist halt Omas Tour :).
Sehr emotional, diese Erinnerungsfetzen, sie können einen so richtig in der Zeit zurück katapultieren. Die Menschen in unserem Leben haben einen solchen Ort erst so richtig lebendig gemacht. Solcher Erlebnisse hatte ich vor kurzem in meiner alten Heimat einige, wenn man überall in alten Mauern die Geister der Menschen spürt, die sie zu einem Zuhause haben werden lassen.
Schön, wieder von dir zu lesen.
Liebe Grüße
Kasia
Moin Sandra, wenn du den Norden beschreibst, ist er doppelt schön. Ich freue mich, dass ich hier zu Hause bin…
…Moin! Da bin ich auch dezent neidisch!