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„Frieden findet man nur in den Wäldern.“
Michelangelo
Waldentzugserscheinungen – die gibt es. Grade kann ich ein Lied davon singen. Waldentzugserscheinungen, Waldentzugserscheinungen.
Die Haard. Im Norden des Kreises Recklinghausen (Nordrhein-Westfalen…genau, Kohlenpott) im Naturpark Hohe Mark liegt diese 55 km² große Hügellandschaft aus Sandstein. Mein neues Laufdomizil. Mein neuer Wald. Und nicht einfach nur Wald, sondern ein wunderbar für Wanderer und Mountainbiker erschlossenes Gebiet.
Nach und nach möchte ich alle offiziellen Wanderstrecken in der Haard ablaufen, auch Kreuz-und Quertouren kommen dazu. Es wird Zeit, meinen Tracker wieder zum Qualmen, die Füße wieder zum Laufen und die Lungen voll Harzdurft zu kriegen.
Es regnet. Es ist grau. Seit Wochen. Wochenenden. Alle guten Vorsätze der Woche, jeweils am Wochenende dahin. Und das drückt die Stimmung. Aber nass? Mag das wer? Morgen. Morgen ist heute. Warm eingepackt, und zum ersten Mal in diesem Jahr die Wanderschuhe an. Ich weiß nicht, ob ich diese Schuhe jemals wegwerfen kann, denn sobald ich sie anziehe, rollen Bilder über mich hinweg, an Orte, an denen ich in diesen Schuhe gelaufen bin. Irgendwie sind wir Freunde, die Schuhe und ich. Jetzt geht es los: die Entdeckung meiner neuen Waldhomebase.
Wanderstrecke: Haidberg – Großer Rundweg (offizieller Wanderweg)
GPX-Infos
Route: Parkplatz Haidberg (Wanderpunkt 58)
Streckenlänge: 10,2 km (lt. Parkplatzkarte), meine Tour 12 km
Aufstieg: 100 m
Abstieg: 100 m
GPX-Track der gelaufenen 12 km Tour und Profil unter:
https://www.komoot.de/tour/308119280
Nutzung des Tracks auf eigenes Risiko – beachte immer die .Anforderungen der Strecke vor Ort! Der Rundweg ist sehr gut ausgeschlildert, allerdings fehlte auf halber Strecke die Beschilderung, sodass ich ein paar Meter vor und zurück gegangen bin. Der GPX-Track ist nicht bereinigt.
Besonderheiten: Informationstafeln an besonderen Standpunkten
Wanderbericht
Durch die Haard führen zahlreiche Rundwege (kurz = orange, lang = blau), die von verschiedenen Wanderparkplätzen zu erreichen sind. Der Wanderparkplatz Haidberg liegt genau an der Wanderrundstrecke Haidberg, Parken ist kostenlos.
Heute laufe ich ohne Navigation, lediglich die Strecke wird getrackt. Was so gut als umfassend beschildert auf dem Wanderkartenschild ausgewiesen ist, braucht kein Navi. Es ist nass und kalt, der Wind pfeift etwas um mich rum, aber vorgenommen ist vorgenommen. Das erste Wegstück ist weniger Wald als eine kurze Aussicht auf Industriekultur. Der Pfad führt direkt an Schienen, einem Werk und unter Strommasten entlang, neben mir fährt ein Zug vorbei, irgendwo rauscht die Autobahn. Es ist laut. So laut, dass ich, selbst als ich im Wald bin, kaum die Vögel höre. So ein Krach.
Nach gut zwei Kilometern geht es endlich in den Wald. Die Haard ist ein Mischwald, teilweise mit reinen Roteichenpflanzungen, teilweise mit Kiefern, teilweise alles durcheinander, und ein Wirtschaftswald. Es gibt wilde Ecken, aber auf dieser ersten Rundtour bleibt der Wald insgesamt sehr gezähmt. Die gesamte Tour stapfe ich auf breiten Waldwegen entlang, und leider ist der Waldboden durch Wirtschaftsfahrzeuge nicht nur platt, sondern aufgerissen. Das tut mir weh und drückt meine Stimmung.
Die alte Eiche ist in ihrem Stamm belegt mit angemalten Steinen, jemand hat Weihnachtsdeko aufgehängt. Mitten im Wald. Ein leerer Futtersack aus Plastiknetz hängt in den hohen Zweigen. Was ist es im Menschen, dass er meint, alles verschönern zu müssen? Und wer räumt es weg?
Gleichzeitig ist Wald Wald. Also Wald eben. Harzduft, dumpfes Geräusch bei jedem Tritt auf den nassen Waldboden, Baumknarzen. Und das ist Liebe.
Die Waldwege ähneln einer dem anderen, und so freue ich mich lieber an den Waldwegrändern. Alles ist nass vom Regen, und als die Sonne kurz ihre Strahlen durch die Baumwipfel schickt, glitzern die Blätter und die Moose strahlen leuchtend grün. Überhaupt ist dies eine richtige „Mooswanderung“, soviele verschiedene Arten sind zu sehen. Flauschwald.
Dank der Beschilderung komme ich gut voran. Teilweise sind an Abzweigungen zwei bis drei Schilder aufgehängt, sodass man sich absolut nicht verlaufen kann. Leider fehlen im Mittelteil der Strecke doch ein paar Schilder, und so laufe ich zweimal an der nächsten Biegung vorbei. Insgesamt ist die Orientierung auf dieser Tour jedoch sehr einfach.
Infos zur Tour
Anforderungsprofil:
Eine absolut einfache Wanderstrecke, die ausschließlich auf breiten Forstwegen ohne besondere Steigung verläuft. Geeignet für Wandereinsteiger und Langstreckenspaziergänger. Sehr gute Ausschilderungen, bis auf zwei Abbiegungen, an denen die Schilder fehlen (einmal bei der Informationssteele – nach rechts abbiegen, wenn man im Uhrzeigersinn läuft // einmal ca 1km vor Ende der Strecke am Hochsitz – nach links abbiegen, wenn man im Uhrzeigersinn läuft). Immer wieder gibt es Schautafeln mit spannenden Infos.
Einkehr: Keine Einkehrmöglichkeit auf der Strecke
Parken: Direkt auf dem Wanderparkplatz Haidberg (da, wo die Holzfiguren stehen).
Bewertung der Strecke
Bei Waldentzug eine schöne, einfache Strecke. Insgesamt etwas eintönig, da nur Forstwege und keine Waldpfade, dafür aber sehr einfach zu laufen und auch für einen längeren Spaziergang geeignet. Im Herbst sicherlich schöner, weil dann die Laubbäume in Blätterfarbpracht stehen. Durch den Weg an den Eisenbahnschienen und durch die naheliegende Autobahn teilweise sehr laut; ein Rauschen bleibt immer bestehen, so dass man keine absolute Waldesruhe geboten bekommt. Für den Anfang und den Einstieg war die Strecke in Ordnung; eine Lieblingsstrecke ist sie nicht und ich würde sie nicht noch einmal laufen.
Ein schöner, eindrucksvoller Text. Man liest richtig heraus, wie sehr du den Wald liebst. Auch die Bilder sind besonders. ich bin schon auf die nächste Strecke gespannt…
Liebe Grüße
Kasia