Reisesehnsucht: 10 Sehnsüchte, die uns antreiben, auf eine Reise zu gehen
Reisesehnsucht: 10 Sehnsüchte, die uns antreiben, auf eine Reise zu gehen

Reisesehnsucht: 10 Sehnsüchte, die uns antreiben, auf eine Reise zu gehen

Reisen ist die Sehnsucht nach dem Leben.

Kurt Tucholsky

Die Seiten meines Kalenders scrolle ich auf dem Smartphone hin und her, auf der Suche nach zusammenhängenden Tagen, die mir erlauben, eine Reise zu machen. Mal ist es ein Wochenende, mal auch mehr. Gedanken fliegen: Wo will ich hin, was will ich sehen? Wieviel Zeit brauche ich, und wieviel Geld? Und jetzt grade auch: Wann kann ich wieder eine Reise machen, wo doch Covid19 alle Reisen gestoppt hat?

Hinter jeder Reise steht eine Sehnsucht, manchmal auch mehrere.


Aber was treibt mich überhaupt an, eine Reise zu unternehmen, egal ob kurz und nah oder lang und weit? Warum verspüre ich einen inneren Drang zu reisen? Ich habe doch zu Hause alles, was ich brauche?

In jeder Reise steckt mehr als eine Sehnsucht, manchmal ist die eine stärker als die andere, aber am Ende ist es ein Potpourri, das von Reise zu Reise und Person zu Person immer anders ist.


Welche Sehnsucht steckt hinter deiner Urlaubsreise?


©TanteReisefieber.de

Die Sehnsucht nach uns selbst

Das Reisen führt uns zu uns zurück.

Albert Camus

Ich sitze in einem Café und unterhalte mich mit wildfremden Menschen. Ich fühle mich offen, ohne Gedanken, was die anderen wohl über mich denken. Es spielt auch keine Rolle: Heute unterhalten wir uns, und morgen sehen wir uns wohl nie wieder. Und wenn doch, haben sie mich kennengelernt, wie ich bin. Auf Reisen bin ich anders. Ich bin weniger in die Rollen des Alltags gezwungen, und dieses schenkt mir eine Offenheit und auch eine gewisse Gleichgültigkeit gegenüber Bewertungen durch andere, die ich mir im Arbeitsalltag manchmal wünsche.

In gewisser Weise ist Reisen Ausdruck der Sehnsucht nach uns selbst. Die einen wandern einsam durch unwegsames Gelände, die nächsten gönnen sich ein Yoga-Retreat und wieder andere verbringen eine Woche im Wellness-Resort. Aber immer geht es um einen Kern in uns; um einen individuellen Kern, den wir auf einer Reise (wieder-) finden oder herauslassen wollen.


Die Sehnsucht nach Freiheit

Life has no limitations, except the ones you make.

Les Brown

6.30 Uhr – der Wecker klingelt.
8:00 Uhr – Ich komme im Büro an.
12:30 Uhr – Mittagspause …

Neuer Tag, alter Ablauf. Selbstgewählte oder fremdgestellte Zwänge im Alltag, das Gefühl, eingezwängt zu sein in all den Anforderungen, die wir täglich bewältigen müssen. Und die Sehnsucht, frei zu sein, frei von Routinen, festen Abläufen, Ansprüchen und Erwartungen anderer oder von uns selbst an uns.


Die Sehnsucht nach Abenteuer/Wagemut

Wenn du denkst Abenteuer sind gefährlich, versuch’s mal mit Routine. Die ist tödlich!

Paulo Coelho

Wer eine Reise macht, der kann was erleben. Und darum geht es ja meistens auch. Dabei beginnt die Suche nach dem Abenteuer zum Glück für jeden woanders. Für die einen ist die erste Fahrt über die Grenze nach Holland an die Nordsee ein großes Abenteuer, der andere braucht Adrenalin und Extremherausforderung bei der Besteigung des Annapurna. Vielleicht möchte man in einem sicheren Rahmen mutiger sein, als man sich im Alltag fühlt, das sichere Abenteuer erleben. Eigentlich ist alles abgesichert: Reise, Unterkunft, Abenteuertouren. Oder vielleicht sucht man auch genau das Gegenteil: Ohne Seil, Netz und doppelten Boden einfach drauflos. Irgendwohin, egal wohin, Hauptsache ganz anders.


Die Sehnsucht zu entdecken

Die Welt ist ein Buch und wer nicht reist, sieht nur eine Seite davon.

Saint Augustino

Täglich die gleichen Wege: Von der Arbeit nach Hause, zum Supermarkt, zur Schule. Wege, die ich fast im Schlaf fahren kann. Meine „Hauswanderroute“, auf der ich jeden Pfad, jeden Wasserstrudel des Baches und jeden Farn gefühlt persönlich kenne. Und irgendwann das Gefühl: Ich brauche neuen Input, neue Bilder im Kopf.


Die Sehnsucht zu lernen

Das Reiseziel ist nie ein Ort, sondern eine neue Art, die Dinge zu betrachten.

Henry Miller

Und mit der Sehnsucht nach neuen Bildern im Kopf wächst der Wunsch, Neues zu entdecken, Neues zu lernen. Es macht mir Spaß, Wörter einer anderen Sprache zu lernen und auszuprobieren, neue Orte kennenzulernen, neue [alte] Geschichten zu hören. Wie leben andere Menschen? Was ist ihnen wichtig? Was ist vertraut, obwohl fremd?


Die Sehnsucht nach Perspektiven

Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nicht angeschaut haben.

Alexander von Humboldt

Manchmal reisen wir auf der Suche nach neuen Perspektiven, zu uns selbst, zu Fragen, die das Leben an uns stellt oder die wir an das Leben stellen. Manchmal suchen wir nicht gezielt nach neuen Perspektiven, sondern die neuen Perspektiven kommen einfach, so wie Facetten in einem Kaleidoskop, wenn man es schüttelt. Und ohne, dass man es vielleicht merkt, hat sich die Weltsicht verändert.

Meine Reisen suche ich etwas danach aus, ob ich dort Erlebnisse haben kann, die ich tragen kann. Sie müssen nicht immer wundervoll und atemberaubend schön sein. Aber sie müssen für mich verkraftbar sein, sie müssen mir eine Perspektive bieten, die mich persönlich weiterbringt. Ich weiß, dass extreme Armut existiert, das Tierleid existiert, dass Umweltkatastrophen existieren. Katastrophentourismus ist etwas, das ich nicht vertreten kann, ebenso Ausbeutung von Mensch und Tier zu reinem Vergnügen anderer. Hier hört meine Offenheit auf.


Die Sehnsucht nach Entspannung

Um ruhig zu werden, stellen Sie sich auf einer idyllischen Südseeinsel vor, auf weißem Sand. Fühlen und empfinden Sie, wie Sie lächelnd dastehen und die Brise sie sanft streichelt.

Paul Wilson

„Könnten Sie den Bericht noch fertig machen?“, ist die Frage, die den Schreibtisch zum Explodieren bringt. Pling! Meine Kalenderapp meldet sich. Mist, den Termin hatte ich vergessen! Irgendwie wirds alles viel. Ich brauche Entspannung!

Wie oft reisen wir, um zu entspannen – einfach dadurch, dass wir Entfernung zwischen uns und die Stressfaktoren bringen. Den Tag einfach an uns vorbeiplätschern lassen, statt schon morgens beim Aufwachen überlegen, welche Listen heute abgearbeitet werden müssen. Ganz ohne jeden Stress, irgendwo an einem Ort, an dem man rundum versorgt wird, oder ganz aktiv mit positivem Stress im Aktivurlaub, aber immer weg mit Kopf und Körper von unserer Alltagsroutine. Den Kopf rausstrecken aus dem Stressberg, und ihn frei bekommen.


Die Sehnsucht nach Anerkennung

Eine unausrottbare Eigenschaft im Wesen des Menschen ist sein Verlangen nach Anerkennung.

William James

Instagram: Ich betrachte das Bild einer jungen Frau, die mit einem Selfiestick oben auf einem Wolkenkratzer ein Bild von sich gemacht hat. Kalkuliertes Risiko oder schlicht unsinniger Wahnsinn? Aufmerksamkeit um jeden Preis. So viele Reisen werden inzwischen nicht danach geplant, wo man hin möchte, sondern wo es einen Ort oder eine Sehenswürdigkeit gibt, der/die als besonders „instagrammable“ gilt – geeignet für das perfekte Instagram-Foto. Hier geht es um Klicks, Likes, Anerkennung und Vermarktung, auch auf Kosten der eigenen Gesundheit, manchmal des eigenen Lebens.

Vielleicht ist das ein Extrem, aber bei vielen Reisen ist meist mal mehr, mal weniger, die Sehnsucht nach Anerkennung mit im Gepäck. Wenn alle Arbeitskollegen vom Sommerurlaub an den entlegendsten Orten, von weißen Sandstränden und tollen Hotels, von Aussichten und Landschaften, von Erlebnissen und Eroberungen berichten – da bleibt Balkonien dann doch das Mauerblümchen.


Die Sehnsucht nach Erinnerungen

Lieber ein Reisepass voller Stempel, als ein Haus voller Zeug.

Autor unbekannt

Was ist der Mensch anderes, als eine Summe der Erinnerungen, die er in die Zukunft trägt?

Erinnern möchte ich mich an zwei Arten von Erlebnissen: die Alltäglichen, die Besonderen. Die Alltäglichen geben mir das Gefühl von Zuhause, die Besonderen sind die Farben im Bild. Ich möchte mich erinnern an gute Zeiten mit Menschen, die ich liebe und an wundervolle Orte – am liebsten beides in Kombination. Und ich möchte eine Schatztruhe füllen, nicht mit Kram, der mir emotional nichts bedeutet, sondern mit Bildern und Gefühlen.


Die Sehnsucht nach Heimkehr

Der Mensch bereist die Welt auf der Suche nach dem, was ihm fehlt. Und er kehrt nach Hause zurück, um es zu finden.

George Moore

Und wenn dann alle Sehnsüchte gestillt sind, bleibt oft noch eine, und vielleicht die schönste von allen: die Sehnsucht nach Heimkehr, nach Zuhause, nach Rückreise an den Ort oder zu den Menschen, zu denen man sich zugehörig fühlt. Wenige Menschen haben die Welt als zu Hause. Die meisten von uns aber sicherlich einen bestimmten Ort auf dieser Welt, der sie immer wieder anzieht. Die Sehnsucht nach Heimkehr ist keine Sehnsucht nach einem Wohnort, sondern die Sehnsucht nach dem Ort, an dem sie starten – die Sehnsüchte, die mich zum Reisen bringen.

Ich mag ihn nicht, diesen Moment am Bahnhof: Ich komme in meiner kleinen Stadt am Bahnhof an. Eine Welle der Niedergeschlagenheit trifft mich immer, nach jeder Reise, wenn ich hier aus dem Zug steige. Nach all den Farben, wundersamen Eindrücken, dem Lachen und Staunen, zieht mich dieser abgranzte Bahnhof runter. Er sagt mir „Du bist wieder da, in dem Alltagstrott, im Stress, im Hamsterrad“. Und dann gehe ich nach Hause. Und dieser Moment ist dann doch wieder schön. Das eigene Bett. Meine Tiere. Meine Lieblingsmenschen.

Und wenn dich eine Sehnsucht durch die Welt trägt, welche ist es?

2 Kommentare

  1. Kasia

    Es ist definitiv der Drang und die Lust auf Neues. Nichts stimuliert die Synapsen so sehr wie eine Reise an Orte, an denen man noch nie war. Neue Eindrücke, Menschen, Städte… und immer wieder die Frage: Unterscheidet sich das, was ich sehe und erlebe von dem Bild, welches ich im Kopf hatte? Wie habe ich es mir vorgestellt? Wie ist es wirklich? Orte, die als schemenhafte Schatten im Kopf schwirrten, nehmen klare, konkrete Formen an und ich kann sagen: ja, ich war hier.

    Reisen ist schon was tolles.

    Lg Kasia

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