Reisebücher: Und wenn das Buch auf Reise geht
Reisebücher: Und wenn das Buch auf Reise geht

Reisebücher: Und wenn das Buch auf Reise geht

Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.

Arabisches Sprichwort

„Mist, der Rucksack ist zu klein“, schimpfe ich. Ich bin zwölf Jahre, und morgen geht es in den Familienurlaub. In meinem Kinderrucksack ist kein Platz, denn er ist proppevoll bis an die Reißverschlussoberkante mit Büchern. Immerhin dauert der Urlaub drei Wochen! Der Reißverschluss läuft nicht mehr rund; ausgebeult und mit Ecken, wo keine sein sollten, steht der Rucksack vor mir. E-Book? Fehlanzeige, gibt’s noch nicht. Wer lesen will, muss tragen.

Bücher als Reisebegleitung

Rucksack auf! E-Book-Leser oder Bücherkiloschlepper?

Inzwischen sieht die Lage etwas anders aus:
Meist habe ich keine Bücher oder nur ein Buch dabei, das ich lese, wenn mich die Eintönigkeit des Weges überkommt (z.B. im Flugzeug). Am Ziel bin ich dann zu beschäftigt, um wirklich in Ruhe in das Buch einzutauchen. Und für jeden weiteren Lesebedarf habe ich einen E-Book-Reader, der aber in der Tasche bleibt, auch, weil wirkliches Lesegefühl bei mir nur auf Papier aufkommt. Digitales Eintauchen gelingt mir nicht gut. Aber auch wenn sich meine Bücherkilos im Rucksack reduziert haben, gehören Bücher und Reise für mich zusammen wie Sahne und Erdbeeren.

Bücher sind einfach sehr gute Begleiter in jeder Lebenslage. Auch auf Reisen: Tun die Füße weh, kann der Kopf weiter. War alles zu groß und weit, fängt das Buch einen ein. Ist es zu ruhig, lässt das Buch die Gedanken fliegen. Bücher sind einfach da.

Ein ganz warmherziges Buch zum Thema Reisen ist die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Frey, der einfach nur zum Briefkasten wollte und dann immer weiter und weiter läuft. Gebunden kommt dieses Buch in einem sehr praktischen kleinen Format mit abgerundeten Buchkanten, sodass es perfekt in jede Reisetasche oder sogar in die Jackentasche passt.

Bücher als Reisende

Jetzt ist es so: Bücher haben Charakter, sie tragen Wissen in sich herum, sind manchmal eitel, manchmal kompliziert, manchmal einfach nur liebenswürdig, manche begleiten einen wie Steine, schwer zu tragen, und manche sind so zauberhaft, dass sie einen nicht loslassen. Mal verspricht der Deckel mehr als die inneren We/orte, manchmal ist es andersrum. Nicht jedes Buch gefällt jedem Leser (und nicht jeder Leser jedem Buch?). Und so gibt es Bücher, die liebevoll zerlesen im Regal stehen, und Bücher, die ihren Regalplatz noch nicht gefunden haben. Diese Bücher werden bei mir zu „Reisebüchern„. Sie werden verschenkt, vertauscht oder unabsichtlich absichtlich irgendwo ausgesetzt. Vielleicht ist ein anderer Leser der passende Topf zum Buchdeckel und findet in dem Buch etwas, was bei mir nicht da war – Bücher sind Schatzkisten, die sich nicht für jeden öffnen.

Bücher tauschen statt kaufen

Es ist wunderbar, im Buchladen ein Buch zu erstöbern, zu kaufen und zu verschlingen. Und genauso wunderbar finde ich es, ein Buch mit Geschichte – innen wie außen, zu finden. Die Seiten vielleicht nicht makellos weiß, eher bräunlich, da ein Eselsohr, ein Kaffeefleck. Vielleicht mit einer Widmung, manchmal mit einer Pressblume, die beim Blättern durch die Seiten rausgleitet. Das sind Reisebücher, Bücher, die durch mehrere Hände gegangen sind, verschiedene Orte gesehen haben. Das sind Bücher, die getauscht werden.

Bücher kann man inzwischen an vielen öffentlichen Orten tauschen. Oft gibt es durch Ehrenamtliche gepflegte rote und gelbe Telefonzellen oder extra gebaute Bücherschränke irgendwo in den Innenstädten. Manche Cafés haben Regale, aus denen man sich bedienen darf – und ist man noch nicht durch das Buch durch, nimmt man es einfach mit. Es ist wundervoll, in solchen Bücherschränken zu stöbern und vielleicht einen kleinen Schatz zu finden.

Leider nutzen manche Leute diese Schränke auch, um ihr Altpapier in Form alter Zeitschriften, zerfledderter, jahrzehnte alter Buchausgaben oder sogar Werbung dort zu entsorgen. Ist es Faulheit, die eigenen Dinge nach Brauchbarkeit zu sortieren oder doch guter Wille? Ich weiß es nicht. In jedem Fall danke ich den ehrenamtlichen Bücherschrankpflegern für ihre Arbeit, die mir und vielen anderen Lesern kostenloses Glück beschert.

Viele Büchertauscher nutzen auch Tauschbörsen, wo ganze Bücherzuschickketten bestehen, bei denen die Bücher lange Wege per Post von einem Leser zum nächsten nehmen. Um nachzuvollziehen, wo Bücher unterwegs waren, werden diese mit einem Code versehen, der z.B. bei Bookcrossing.com generiert und getrackt werden kann.

Ich halte es einfach und schicke meine Bücher einfach über einen Bücherschrank oder in der freien Wildnis auf Reisen. Ob ich noch einmal von ihnen höre? Ich weiß es nicht. Aber die Vorstellung, dass sich irgendwo irgendjemand an diesem Buch erfreut, ist wunderbar.

Ein Kommentar

  1. Kasia

    Diese Buch-Tauschstellen nutze ich tatsächlich sehr gerne und habe dort schon ein paar schöne Exemplare für mich finden können. Leider komme ich immer seltener zum Lesen, der Blog nimmt viel Zeit in Anspruch, die ich aber auch gerne investiere. Und auf Reisen, ja, da hatte ich auch schon Bücher dabei… doch so eine Reise ist aufregend genug, zum Lesen komme ich da nicht.

    Da ist mein Partner anders, der schafft es, zwei- bis drei Bücher innerhalb von zwei Wochen zu verschlingen – und das, obwohl er genau die gleichen Dinge unternimmt wie ich. Daher ist ein Tolino für ihn optimal. Der Arme würde sich sonst einen Wolf schleppen… 🙂

    Lg Kasia

Kommentar verfassen