Bericht: Vasa Museum in Stockholm
Bericht: Vasa Museum in Stockholm

Bericht: Vasa Museum in Stockholm

Prolog

1628: Da läuft sie ein, die Vasa, dieses Werk höchster Schiffsbaukunst. Rot leuchtet sie in der Sonne, geschmückt mit 700 prächtigen Statuen und einem goldenen Löwen am Bug, von ihrem Weg aus der Werft zum Ufer vor der königlichen Burg Tre Kronor. Schön ist sie, dass muss er zugeben. Immerhin stecken drei Jahre harte Arbeit in diesem Schiff. Vizeadmiral Klas Flemig dreht sich zur Besatzung: „30 Mann steuerbord!“, brüllt er. War die Vasa stabil genug, um sie auf Sturm und Wellen lossegeln zu lassen? „30 Mann backbord!“ Wie eine rollende Welle rennt die Besatzung von einer Seite des Schiffs zu anderen. Erst ein wenig, dann immer bedrohlicher – die Vasa schwankt! „Halt!“ bricht Fleming den Versuch ab.

„Nur noch etwas Zeit…!“ – „Auslaufen lassen zur Jungfernfahrt!“ – Es war aussichtslos. König Gustav II Adolf von Schwedern hatte es sich in den Kopf gesetzt: Die Vasa, Ausdruck seiner Macht und gleichzeitig Versicherung im Krieg gegen das katholische Polen, würde segeln!

10.08.1628: Das gibt ein Fest! Am Ufer jubeln die Leute, es herrscht Volksfeststimmung. Jonte, die Sonne im Rücken, genießt den lauen Wind. „Schau dir die geblähten Segel an, mit dem Schiff gewinnen wir jeden Krieg! Mensch, was würde ich dafür geben, bei Kapitän Hannson anzuheuern.“ Er zuckt zusammen, als der erste Salutschuss ertönt. Was für ein Spektakel, was für eine Jungfernfahrt. Langsam gleitet die Vasa aus dem Hafen. Und sie schwankt! Wie der Wind breitet sich ein Aufschrei unter den Zuschauern aus, Fassungslosigkeit auf dem Gesicht des Königs. Ein Windstoß, ein einziger Windstoß, und die Vasa kippt in Seitenlage. Wasser schießt durch die Kanonenöffnungen ins Innere. Panikschreie. Die Vasa sinkt.

Die Vasa sank am 10.08.1628 nach nur 1300m Jungfernfahrt. Dabei starben 30 – 50 Menschen.

Einmal ins Vasa Museet

Wer einen Vormittag oder Nachmittag in Stockholm Zeit hat, kann diese perfekt für einen Besuch im Vasa-Museet nutzen. Nicht nur Freunde des Piratenlebens, der Nautik oder des Schiffsbauerhandwerks kommen hier absolut auf ihre Kosten! Im Vasamuesum ist das besterhaltendste Kriegsschiff des 17. Jahrhundert ausgestellt. Und die Schiffe aus Fluch der Karibik sind dagegen so etwas wie das gelbe Quietscheentchen in der Badewanne. Das Schiff kann über mehrere Etagen bestaunt werden; dazu gibt es spannende Einblicke in den Bau der Vasa und in das Leben der Menschen im 17. Jahrhundert. 333 Jahre auf dem Meeresboden sind eine lange Zeit – wie die Vasa geborgen wurde, konserviert, restauriert und auch weiterhin gepflegt wird, erfährt man ebenso in der Ausstellung.

333 Jahre lag die Vasa konserviert auf dem Seeboden vor Stockholm. Vom Holzwurm und Zersetzung durch Bakterien verschont blieb das Schiff, weil die Wasserqualität durch Verschmutzung für beide zu schlecht war. Nach der Bergung des Schiffes wurde durch die Imprägnierung des gesamten Schiffes mit Polyethylenglycol ein Reißen und Schrumpfen des Holzes verhindert. Leider führt dieser Stoff zur Oxidation des Schwefels im Holz zu Schwefelsäure, was sehr langsam zu einer Zersetzung des Holzes führt. Das gesamte Schiff ist mit Sensoren ausgestattet, um Verformungen aufzuspüren. Zudem wird versucht, durch chemische Neutralisierung und eine klimatisierte Halle den Verfall herauszuzögern.

Die gesamte Geschichte der Vasa wird durch viele Anschauungsobjekte sowie Rekonstruktionen zum Leben der verstorbenen Besatzung sehr zugänglich und berührend. Es ist doch etwas anderes, wenn man über Gustav liest, oder wenn Gustavs Gesicht einen anschaut. Wunderbar auch die kleine Sonderausstellung zur Rolle der Frauen in der damaligen Gesellschaft. Wieviele Perspektiven entstehen in der historischen Betrachtung neu, wenn man Frauen als gestaltenden Teil einer vergangenen Gesellschaft betrachtet statt „des Mannes nettes Beiwerk“.

Das Schiff kann nicht von Innen besichtigt werden, aber es gibt einen begehbaren Nachbau des Kapitänszimmers und eines Teils des Kanonendecks. Achtung! Es gibt im Museum 6 Stockwerke, die besichtigt werden können (von Etage 2 bis 7); den besten Fotopunkt des Schiffes hat man auf Etage 7, an der man leicht vorbeiläuft, weil das Treppenhaus so unscheinbar aussieht (eher wie ein Notausgang). Oben gibt es eine Empore, auf der man sich gut hinsetzen kann (und darf).

Allgemeine Informationen

Informationen zum Museum gibt es auf der offiziellen Museumsseite https://www.vasamuseet.se/de, hier kann man auch Onlinetickets kaufen. Das Museum liegt in der Galärvarvsvägen 14 in Stockholm und ist zu Fuß gut vom Stadtzentrum in 20 Minuten zu erreichen. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man ebenfalls gut hin. Parken mit dem Auto wird in der Hochsaison auf der Insel Djurgården schwierig, weil die Parkplatzzahl sehr begrenzt ist. Für Menschen mit einer Behinderung stehen Behindertenparkplätze direkt am Eingang des Museums zur Verfügung.

Must see in Stockholm? Die Tante sagt: „Unbedingt!“ 🙂

Bewertung: 5 von 5.

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