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Und was hindert dich zu reisen? 10 Gründe, die vom Reisen abhalten

„Reisen bedeutet Grenzen zu überschreiten, auch die eigenen.“

Wanda Rezat

„Wow!“, schießt es mir durch den Kopf. „Da muss ich auch hin…unbedingt.“ Ich scrolle mal wieder durch Instagram und bewundere Orte, die ich nicht kenne, aufgenommen von Menschen, die ich nicht kenne. „Warum war ich noch nicht da?“ Es gibt so viele Gründe zu reisen, aber genau so viele, wenn nicht noch mehr, es nicht zu tun. Ob bewusst gewählt, gewünscht oder gezwungen. Viele Reisen von denen, die ich im Kopf durchspiele, mache ich nur dort. In meinem Kopf. Warum? Was hindert mich daran, zu reisen?

Was hindert dich daran, eine Reise zu machen,
von der du eigentlich träumst?

Photo by Dino Reichmuth on Unsplash
Photo by Dino Reichmuth on Unsplash

10 Gründe, die von einer Reise abhalten

Wenig Geld

Reisen kann man günstig, und Reisen kann man teuer, aber immer und in jedem Fall kostet es Geld. Ich persönlich brauche keinen Luxus, aber ein eigenes Zimmer. Ich brauche keinen First Class Flug, aber schnellen Transport von A nach B. Ich bin irgendwo mittendrin. Da für mich Reisen außerdem zum Zweck der Entspannung und des Entdeckens sind, kommt für mich persönlich Work-and-Travel nicht infrage. Und so muss das Geld zwischen den Reisen verdient werden. Das Geld bestimmt nicht nur die „luxuriöse“ Ausstattung der Reise, es bestimmt auch die Reisedauer (und andersrum genauso). Die Reise geht so lange, wie das Geld reicht. Manche „pausieren“ ihre Reise jeweils vor Ort, arbeiten dort ein bisschen, und reisen dann weiter. In Spanien habe ich einen Reisenden getroffen, der drei Monate in Deutschland in einem Telefoncenter durchackert, um dann die anderen neun Monate des Jahres Low-Budget durch die Welt zu reisen. Und ich mache es ganz klassisch: Arbeiten, und dann Urlaub nehmen.

Zeit ist knapp

Zeit ist kostbar, besonders, wenn man nur wenige Tage im Jahr Urlaub nehmen kann, weil man in einem normalen Vollzeitjob feststeckt. Manchmal gibt es auch „Zwangstage“, an denen man Urlaub nehmen muss, z.B. weil der Betrieb in dieser Zeit schließt. In meinem Job habe ich normalerweise 28 Urlaubstage, dazu einzelne Tage überstundenfrei. Für mich bedeutet das: Kalender wälzen, noch mal wälzen, dann noch einmal – um die besten Kombinationen von Wochenenden, Gleitzeittagen, Feiertagen und Urlaubstagen zu finden. So lange frei mit so wenig Urlaubstagen wie möglich ist mein jährliches Ziel.

Angst

Gegen Angst hilft genau eine Sache: Es tun. Vielleicht in Etappen, aber es tun. Solange das Ziel eines ist, das man wirklich erreichen möchte.

Mein Ziel war es, alleine zu reisen – Städtetouren, Wegfliegen. Ich wäre auch gerne so mutig, mich alleine durch irgendwelche Nationalparks zu schlagen, aber das unangenehme Gefühl würde mich begleiten, auch, weil so eine Aktivität eine ist, die ich gerne tun würde, die aber kein Herzenswunsch von mir ist, jedenfalls nicht alleine. Da bin ich zu sehr Kopf. Angst vor dem Fliegen, Angst vor dem Alleinsein, Angst vor der Nacht im Hotelzimmer, Angst vor den fremden Menschen, Angst vor …[beliebig ausfüllbar].

Aber wie sagt man: Angst entsteht im Kopf. Aus den Gedanken, die wir uns machen über die Dinge, die vielleicht geschehen könnten – mit uns auf Reisen, oder zu Hause in unserer Abwesenheit, oder beides.

Aber wie sagt man?
Angst entsteht im Kopf.

Heimweh

So ein kleines bisschen Heimweh unterwegs ist irgendwie etwas Schönes, ist es doch die Sehnsucht nach Orten und Menschen, die uns gut tun. Aber wie geht man mit Heimwehgefühl um, das allein bei dem Gedanken kommt, man könnte wegfahren und Heimweh bekommen? Und was, wenn es so stark wird, dass man gar nicht erst fährt? Tatsächlich denke ich, dass Heimweh, dass so stark ist, dass es mich aufhält, gar nicht nur Heimweh ist, sondern Angst mit im Paket steckt. Und dann muss ich mir die Frage stellen, wovor.

Fehlende Reisepartner

Ich würde gerne… wenn ich doch nur… nicht alleine wäre, jemand mitkommen würde. Tja. Alle, die ich gerne dabei hätte, haben entweder „reiseunpraktische“ Familie, müssen Arbeiten, haben keine Zeit, grade kein Geld, sind mit dem Partner unterwegs.

Im Augenblick ist bei mir nicht immer jemand da zum mitfahren, sodass ich die Wahl habe zwischen:
a) nicht zu reisen
b) mit einer mir unbekannten Person zu reisen
c) alleine reisen

Vor meiner ersten richtigen Soloreise nach Spanien war ich sehr sehr aufgeregt, obwohl ich vorher schon zig Male mit anderen gereist bin und auch mehrfach alleine geflogen bin. Aber so eine Reise, mit Hotelaufenthalten, Touren und Sightseeing…die war vorher noch nicht dabei. Und dann jagen die Gedanken: Wird es nicht deprimierend sein, alleine im Café zu sitzen, ohne jemanden, der sich mit mir unterhält? Werde ich abends im Hotelzimmer Panikattacken bekommen, weil ich nach Hause will? (Auf beide Fragen: Nein :)! Tatsächlich ist es so, dass ich durch das Alleinreisen neue Bekanntschaften gemacht habe, zu denen bis heute Kontakt besteht, einfach, weil ich aus meiner Komfortzone raus war. )

Organisation überfordert

Jede Reise ist anders, und jeder ist ein anderer Reisetyp. Von der Pauschalreise mit Flug, Hotel und Ausflugspaket über Kreuzfahrten, bei denen nichts organisiert werden muss bis zur Self-Made-Baukastenreise ist für jeden etwas dabei. Ein Hindernis kann die Reiseorganisation sein, wenn man eigentlich keine Pauschalreise machen möchte, denn dann gehört ein bisschen Planungsmotivation dazu. Ich plane meine Reisen gerne, mache gerne Tabellen, in denen ich Tage vorplane, Aktivitäten zusammensuche, Kosten kalkuliere. Ich mag es zu wissen, an welchem Tag ich was mache – wobei da durchaus auch auch flexibel umgeplant oder etwas weggelassen werden kann. Was ich nicht kann? Mich in den Flieger setzen und nicht wissen, wo ich die nächste Nacht verbringe…oder die nächsten zwei Nächte. So etwas würde mich so stressen, dass ich die Zeit nicht genießen könnte, vorallem, wenn ich alleine reise.

Seinen Reisetyp nicht kennen

Durch Instagram und Co wird uns ständig gezeigt, wie „aufregendes“ Reisen geht. Tolle Bilder von tollen Orten mit beeindruckenden Berichten (meist ohne Tiefs und voller Hochs) gaukeln uns vor, dass es DAS ultimative und einzig richtige Reiseerlebnis gibt – soviel aus einer Reise rausholen, so viel Abenteuer, wie möglich. Wie schnell gerät man da in einen Strudel des „Mithalten“ wollens / müssens? Und wie schnell findet man sich in einem Reisestil, der nicht der eigene ist? Backpacking ist schick, die Abenteuergeschichten von Backpackern aufregend, und die Bilder wundervoll. Aber bin ich ein Backpacker-Reisetyp? Ist das, was andere genießen, wirklich die Art, wie ich reisen will? Warum ich reisen will?

Es gibt so viele Reisetypen – Backpacker, Camper, Aktivurlauber, Strandlakenausleger, Hoteljunkies und Waldpfadsucher, Low-Budget oder Luxusurlaub ohne Limit. Zu Fuß vom Nordkap bis nach Südafrika oder mit dem Flieger von Düsseldorf nach Frankfurt…(den Umweltaspekt dabei außen vor…).

Welcher Reisetyp bist du?

Ich reise gerne mittig. Kein Hostel mit Mehrbettzimmer (ich kann nicht mit Atmern und Schnarchern) aber Luxus brauche ich auch nicht. Ich möchte Sehenswürdigkeiten, Wellness weniger, Strandmatte gar nicht. Ich brauche keine Clubs, dafür nette Straßencafés. Keinen Infinitypool, aber ein sauberes, bequemes Bett. Reisebegleitung, wenn ich sie mag – aber ohne geht’s auch.

Und seit ich weiß, wie ich gerne reise, weil es mir gefällt, weil ich es mir so leisten kann, oder warum auch immer, und es dann auch so tue, ist der Druck raus. Der Druck „mithalten“ zu müssen, der Druck, den man sich selber macht, vor den Arbeitskollegen, die von ihrem Urlaub im Luxushotel vorschwärmen…

Nicht die Reise definiert mich, sondern ich die Reise. Und dann schaue ich, was die Reise mir schenkt.

Persönliche Voraussetzungen

Der obere Punkt hängt für mich sehr stark mit dem Kennen des eigenen Könnens, mit der richtigen Selbsteinschätzung zusammen. Gerne würde ich einmal oben auf dem Mount Everest stehen – konditionell und von meiner psychischen Belastbarkeit bin ich nicht nur den Mount Everest davon entfernt. Passen Zweck meiner Reise und körperliche und psychische Verfassung zusammen? Was möchte ich von mir fordern? Was kann ich von mir fordern? Und welche Zwischenschritte würden es mir vielleicht doch ermöglichen, das Ziel zu erreichen?

Hinzu kommt, dass manche körperlichen oder psychischen Belastungen bestehen können, die einen auf einer Reise begleiten werden – und dann ist wieder Organisationstalent gefragt: Wo bekomme ich ein Hotel her, das ein rollstuhlgerechtes Zimmer hat? Gibt es die Museeumsführung auch in Blindenschrift oder in Gebärdensprache? Gibt es Assistenzdienste, die es ermöglichen, Sightseeing zu erleben, obwohl die Phobie einem sagt, man solle sich am besten im Zimmer einschließen?

Sorgen um die Sicherheit auf Reisen

Für jeden bedeutet Sicherheit etwas anderes, aber in jedem Fall eine körperliche und psychische Unversertheit bzw. Absicherung im Notfall.

Als ich das erste Mal alleine weggefahren bin, habe ich mir nicht nur allgemein Gedanken darum gemacht, wie es ist, alleine wegzufahren, sondern auch, wie es ist, als Frau alleine wegzufahren. Wichtig dabei: Wo geht die Reise hin? Denn als alleinreisende Frau in Spanien verhalte ich mich anders als alleinreisende Frau in Indien oder in Marokko oder in [beliebig ergänzen]. Es schadet nie, sich mit kulturellen Besonderheiten eines Landes vertraut zu machen. Eine für mich wichtige Regel:

Listen to the locals!

Auf die Einheimischen hören – wenn ein Ortskundiger mir sagt: Gehe im Dunkel nicht durch Stadtviertel X oder Straße Y – dann tue ich es nicht. Ich muss das Rad nicht neu erfinden.

Krank werden kann man unterwegs immer! Deswegen ist das A & O eine gute Auslandsreiseversicherung mit Rücktransport im Schadensfall. Diese kostet wenig Geld, bringen aber ein hohes Maß an medizinischer Sicherheit.

Sorgen um die Sicherheit zu Hause

Auf einer kurzen Reise für wenige Tage macht man sich meist weniger Sorgen um zu Hause oder um die, die zu Hause auf einen warten. Alles noch einmal kontrolliert – Bügeleisen aus? Herd aus? Tür zu, fertig.

Was aber, wenn es Personen oder Tiere gibt, um die man sich während einer Reise Sorgen macht? Vielleicht hat man eine Person mit Betreuungsbedarf, die zu dieser Zeit woanders betreut wird, vielleicht hat man ein Haustier, das versorgt werden muss. Vielleicht hat man eine besondere Pflanzensammlung oder macht sich Gedanken, wie der Balkon den nächsten Sturm überstehen soll. Vielleicht hat man die Sorge, bei Wiederkehr einen überquellenden Postkasten und jede Menge unbezahlte Rechnungen zu finden. Sorgen, die das eigene Heim betreffen, wenn man auf Reisen ist, gibt es viele.

Ich persönlich benötige immer einen Katzensitter, und inzwischen leider auch einen, der sich mit Medikamentengabe auskennt und bereit ist, im Notfall ratzfatz den Tierarzt aufzusuchen. Auch wenn ich dem Katzensitter vertraue, bleibt ein kleiner mulmiger Restgedanke, der besonders kurz vor Abreise riesig wird. Inzwischen habe ich eine Infomappe angelegt, in der alles aufgeschrieben steht (Vorgehen im Notfall, Notfallnummern, etc.), sodass die Betreuungsperson alle Infos hat, die wichtig sind. Dennoch kommt manchmal der Gedanke, ob ich nicht lieber zu Hause bleiben soll.

Reise, und du lernst dich kennen

Es sind so viele Faktoren, die einen vom Reisen abhalten können, obwohl man so gerne wegmöchte. Vortasten hilft dabei, sich an die eigene persönliche Wohlfühlreise, die eine perfekte, persönliche Balance aus Anforderung, Entspannung und Aufregung bietet, vorzutasten. Und je weiter man sich vortastet, desto weiter wird der Wohlfühlradius. Egal wie du reist, wohin und mit wem. Es ist deine Reise. Ganz allein deine Reise. Und wohin es dich führt: Ich wünsche dir ganz wundervolle Momente!

Steinmännchen? Weg damit und abgebaut!

Segen oder Fluch? Harmloses Bauvergnügen oder mangelnder Respekt vor der Landschaft? Diese kleinen, grauen Gesellen, die am Wegesrand oder an wundervollen Aussichtspunkten stehen – und, bis auf die tatsächlich sinnvolle Aufgabe der Wegmarkierung in unwegsamen Gelände – meist keine andere Aufgabe haben, als Ausdruck des menschlichen Egos zu sein.