Polarlichter
Polarlichter
Hervorgehoben

Tromsö: Einmal Polarlichter, Wale, Schlittenhunde – Reisebericht

Mein Projekt: Polarlichter sehen, Hundeschlitten fahren, Wale beobachten

Januar 2018 – Tromsö / Norwegen

Tag 1: Hurra, es geht los auf die Jagd nach Polarlichtern, Walen, Schnee und Kälte, über den Polarkreis nach Tromsö in Norwegen. Ich bin so gespannt und sehr neugierig auch auf die Polarnacht, denn aktuell geht in Tromsö die Sonne nicht über den Horizont. Wie hell/dunkel es wohl tagsüber sein wird?

Mit im Gepäck sind warme Klamotten, Schneekram wie Spikes, und jede Menge Futterzeugs, denn ich werde mich als Selbstversorger in zwei Ferienhäuser einquartieren und habe keine Lust, viel einzukaufen. Mein Hinflug geht von Düsseldorf über Kopenhagen über Oslo nach Tromsö, und ich gebe zu, auch wenn ich „klimaneutral“ fliege, habe ich ein kleines bisschen ein schlechtes Umweltgewissen. (Mehr Infos zur zweitbesten Option nach „Garnichtfliegen“ findest du z.B. bei Atmosfair). In Oslo verzögert sich der Abflug, denn Eis und Schnee müssen erst mit Hochdruck vom Flugzeug weggeschmolzen werden. Ich reise tatsächlich zum Polarkreis!

Enteisungskran am Flughafen Oslo
Enteisen, bevor der Vogel fliegt.

Windig bei 0 Grad begrüßt mich Tromsö, wo ich am kleinen Flughafen von einer sehr geschäftstüchtigen Ferienwohnungsvermieterin abgeholt werde. Schon beim Laufen des Meters vom Auto zur Eingangstür der Ferienwohnung bin ich so froh über die Spikes, die ich mitgenommen habe – denn hier ist es im wahrsten Sinne des Wortes „spiegelglatt“, und sonst bleibt mir morgen nur, auf dem Po die steile Auffahrt runterzuschlittern.

Die erste Ferienwohnung liegt etwas außerhalb Tromsös direkt am Fjord, von mir in der Hoffnung gebucht, dass sich auch in diesem Jahr die Wale direkt vor das Wohnzimmerfenster verirren. Die Wohnung ist etwas in die Jahre gekommen, Schranktüren fallen aus den Angel und alles ist etwas älteres Semester, aber es ist warm.

Tag 2: Das Morgenlicht schleicht sich in den Tag und gegen 11:00 Uhr ist die volle Helligkeit erreicht – also Dämmerlicht, aber heller als erwartet, und es taucht alles in wunderschönes Blau! Dieses Licht ist zauberhaft ♥. (Nur mein Zeitgefühl ist etwas durcheinander…)

Fjordbild
Tageslicht und die Sonne versteckt sich hinter dem Horizont.

Gekleidet im Zwiebelprinzip wird mir nicht so schnell kalt, die Funktionskleidung tut, was sie soll und funktioniert. Aber irgendwie bin ich etwas schlapp. Mist, ich glaube, da schleicht sich eine Erkältung ran! Für den heutigen Tag beschränken sich meine Unternehmungen darum auf einen Spaziergang und eine Busfahrt zum nächsten Supermarkt, von einer Bushaltestelle aus, die nur im Internet angezeigt wird. Hier stellt man sich einfach an den Straßenrand und stellt sich die Haltestelle vor, denn Schilder oder andere Kennzeichnungen gibt es hier außerhalb von Tromsö wenige.

Angehütte am Fjord
Angelhütte am Fjord

Tag 3: Das Landleben ist doch sehr beschaulich (zumal sich die Wale nicht gezeigt haben), und so ziehe ich heute in eine kleine Ferienwohnung mitten in Tromsö. Nach einem „Pfannensalat“ in Ermangelung einer geeigneten Salatschüssel (auf den Blumentopf komme ich erst später) drehe ich noch eine kleine Shoppingtour durch die Stadt und plane an der Touristeninformation von VisitTromsø meine Touren, so dass ich für die nächsten drei Tage Programm habe. (Was mich die ganze Reise gekostet hat, erfährst du hier.). Für heute gibt es echte tromsöische – tromsöjanische (?) Halstabletten und ein warmes Bett.

Tag 4: Auf zur Hundeschlittenfahrt! Mit einem Bus fahre ich mit meiner Gruppe hinaus zu den Huskies von Tromsø Husky. Nach einer Einkleidesession, bei der alle Teilnehmer warm und funktional eingepackt werden (hohe Stiefel sind wichtig!), und einer Trockenübung am Hundeschlitten, fahren wir in kleinen Gruppen raus zu den 120 Huskies. Was für ein Radau!
Immer in Zweierteams (einer fährt, der andere ist Pasagier mit Notbremsanker) wird uns ein Schlitten zugeteilt, vor den fünf Huskies gespannt sind, die es kaum abwarten können. So ein Gebelle. Ich darf fahren, und mein Puls steigt, während ich auf die Schlittenbremse trete – gleich, gleich soll ich die Bremse loslassen, gleich… wuaaaaaaaaaaah…der Schlitten zieht an und ich bin völlig aus dem Häuschen!

Ich bin ein Musher! Mal langsam, mal in rasantem Tempo geht es durch eine wahnsinnige Landschaft – Schnee staubt zwischen meinen Füßen auf, meine Stiefel verschwinden darin, eiskalter Wind weht mir ins Gesicht. Immer wieder bergab abbremsen, damit ich den Hunden nicht reinfahre, dann bergauf mitlaufen und anschieben, und dann über die flache Weite zischen – mit einem super Hundeteam: kein Verheddern, kein Anzicken, jeder kennt seine Aufgabe. Zwischendurch halten wir, werfen den Anker aus und genießen den Ausblick.

Hundeschlitten
Hundeschlittenteam

Was habe ich mir vorher Gedanken gemacht, ob ich es konditionell schaffe, nachdem ich mehrere Warnungen gelesen habe, dass „gute Kondition“ benötigt wird. Am Ende hat es genau gepasst: Ein wenig Kondition (mal schiebend einen Hügel im Schnee hochlaufen) und mehr Gleichgewichtssinn sowie ein Gefühl, wann es sinnvoll sein kann, auf die Bremse zu treten, damit der Schlitten nicht kippt – das hat geklappt!

Im Anschluss wärmen sich alle Teilnehmer bei heißer Schokolade und Gebäck in einer Holzhütte wieder auf. Zum Abschluss des Tages besuche ich in Tromsö noch das Polarmuseum, dass sehr liebevoll-anschaulich mit vielen Details und Exponaten die Zeit der Polarexpeditionen darstellt.

Tag 5: ES – IST – SO – KALT! Und so schön ♥! Mit einem Katamaran bin ich unterwegs auf Walsuche und harre bestimmt zwei Stunden draußen aus. Es sind -8 Grad, und nur Hüpfen, Zehengewackel und heißer Kakao bewahren mich davor, ganz ein (und fest-) zu frieren. Aber den Moment, in dem wir vielleicht Wale sehen, möchte ich nicht verpassen. Jetzt Ende Januar werden die Chancen geringer, noch Wale zu sehen, weil diese den Heringsschwärmen aus den Fjorden hinaus in das offene Meer folgen. Und dann…dann kommt der Glücksmoment!

Orcas im Fjord

Zum Schutz der Wale hält der Katamaran in deutlicher Distanz zu den Tieren, der Kamerazoom überbrückt etwas. Leider gibt es aber auch andere Boote, die den Schutzabstand nicht einhalten, teilweise gehen Taucher direkt bei den Walen ins Wasser.

Das Licht draußen ist so wunderschön!

Fjordfahrt
Fjordfahrt

Tag 6: Polarlichter – eine Garantie gibt es hier, wie auch bei den Walen, nicht, und ich bin aufgeregt, denn eigentlich war der Wunsch, Polarlichter zu sehen, der Ursprungsgrund für meine Reise. Aber Pablo und sein Team fahren uns mit dem Bus aus Tromsö hinaus, in die Dunkelheit hinein, und da taucht sie auf, die Aurora Borealis! Immer wieder halten wir an schönen Ausblicken und schauen dem Polarlicht bei knackingen -14 bis -20 Grad bei Kakao, Keksen und Lagerfeuer zu. Ganz langsam und zart schleicht sich das Polarlicht an den Himmel; ein grüner Schimmer, der kommt und geht, und einfach zauberhaft magisch ist. So viele Sterne, die Milchstraße, glasklare Luft… genau für solche Momente habe ich diese Reise gemacht.

Polarlichter in Norwegen

Tag 7: Koffer packen, ab nach Hause! So kurz dieser Urlaub war, so erfüllt war er mit wunderschönen Momenten: Auf dem Hundeschlitten durch eine atemberaubende Landschaft fliegen, Orcas in Freiheit sehen und dem Polarlicht beim Tanzen zuschauen. Zum Abschluss verabschiedet sich der Norden noch mit einmaligem Arktiskino. Es war wunderschön.