In die Tiefe: Salzmine Wieliczka bei Krakau
In die Tiefe: Salzmine Wieliczka bei Krakau

In die Tiefe: Salzmine Wieliczka bei Krakau

Salz ist unter allen Edelsteinen, die uns die Erde schenkt, der kostbarste.

Justus von Liebig

Tief in der Erde liegt es, das weiße Gold. Seit hunderten von Jahren buddeln und graben wir, um damit unsere Suppen zu würzen. Das Salz in der Suppe…einst sogar Zahlungsmittel bringt es heute keine Reichtümer mehr, aber seinen Stellenwert in der Küche hat es behalten.

Der heutige Ausflug führt in das Salzbergwerk Wieliczka (Kopalnia Soli Wieliczka) in der südpolnischen Stadt Wieliczka bei Krakau. Das Salzbergwerk ist Teil des UNESCO Welterbes Königliche Salzbergwerke Wieliczka und Bochnia.

Reisebericht

Kühle umfängt mich, als ich die 64 Etagen der Holztreppe in den Salzbergwerkstollen hinunterlaufe. Mir wird ein bisschen schwindelig vom linksherum, immer linksherum. Ein Blick über das Treppengeländer: Schon schön tief.

Unten empfängt mich leuchtendes Schwarz, Salz – gefärbt durch Mineralien. Hält man eine Taschenlampe daran, leuchtet es weiß und klar auf. Alles ist aus Salz: die Wände, der Boden, die Decke.

Durch breite Gänge gelange ich mit meiner Gruppe von einer Grotte zu nächsten. Beeindruckende Holzkkonstruktionen stützen die Höhlendecken und Holzgallerien, mit dicken Salzkrusten überwachsen. Mystisch blau leuchtet das Wasser des künstlichen Sees, der so salzig ist, dass man darin schweben würde.

Als ob man durch ein Tor nach Narnia, Moria oder eine andere Zauberwelt getreten ist, erleuchten große kristallene Krohnleuchter eine riesige Halle aus schwarzem Salz. Das große Holzrad knirscht, als sich die mit Salz bewachsene Wassermühle in Bewegung setzt. Hier unten gibt es Zwerge.

Wer sich traut, kann den Saal auch für Hochzeiten mieten. Konzerte finden ebenfalls in der Salzmine statt.

Nach Abschluss der Runde hat aus meiner Gruppe niemand mehr Zeit oder Lust, bei einer weiteren Führung auf dem zusätzlichen Museum-Trail mitzulaufen, und so nimmt mich Tasha auf eine ViP Privatführung durch die dritte Stollenetage und die Geschichte des Salzabbaus mit. In dunklen Höhlen verstecken sich wunderschöne Salzkristalle in allen Farben; riesige Antriebsräder, von Pferden bewegt, lassen ahnen, wie beschwerlich die Arbeit hier gewesen sein muss. Und gefährlich: Ob als Bergmann, speziell als Gasabflammer, oder auch als Tier. Alt ist in dieser dunklen Schönheit niemand geworden.

Pferde wurden in die Mine als Antriebskraft gebracht. Dazu wurden sie an einem Seilzug hinuntergelassen. In der Mine gab es Ställe, die Pferde wurden nicht wieder ans Tageslicht zurückgebracht. Das letzte Pferd verließ die Salzmine 2002 und lebte noch ein paar Jahre an der Oberfläche.

Auch in der Salzmine drohte Gefahr, durch Gas zu ersticken. Um das Gas kontrolliert abzufackeln, krochen einzelne Minenarbeiter in nasser Kleidung auf dem Stollenboden und hielten eine sehr lange brennende Fackel in die Höhe, um das Gas zu entflammen und kleine Explosionen auszulösen.

Aufwärts geht es zum Glück nicht über Treppen, auch nicht über einen Seilzug: Ein Bergmannsaufzug mit löchrigen Metalltüren bringt mich windeseiligschnell wieder nach oben zum Ausgang der Mine.

Organisatorisches

Wie kommt man hin? Von Krakau aus fährt der Bus 304, je nach Abfahrtsort braucht man ca. 1h mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Man benötigt ein Busticket für alle drei Zonen, dieses kostet aktuell 6 Zloty. Bustickets kann man an einigen größeren Haltestellen, in einigen Bussen und auch Straßenbahnen direkt am Automaten kaufen. Alternativ funktioniert auch die App Jakdojade sehr gut, um Verbindungen rauszusuchen und Tickets mit QR Code zu kaufen. Jakdojade ist eine polnische App für den Nahverkehr (keine Zugverbindungen) und kann über Googlepay aufgeladen werden. Falls die App nach einer Festnetznummer fragt ‐ bei mir hat 000 000 000 funktioniert.

In der Nähe des Burgschlosses und der Salzmine befinden sich zahlreiche Parkplätze (gebührenpflichtig). Ebenso gelangt man von Krakau aus mit dem Zug nach Wieliczka.

Tickets: Man benötigt ein Ticket für eine Gruppenführung, das man online direkt bei https://www.salzbergwerkwieliczka.de/ (offizielle Seite) kaufen kann. Ebenso kann man Tickets direkt vor Ort bekommen. Achtung: Es gibt unterschiedliche Schalter für anderssprachige und polnische Gruppenführungen. Als ich dort war (Coronabedingungen), war die Schlange am Schalter für fremdsprachige Gäste sehr kurz, die allgemeine Schlange sehr(!) lang. Den Schalter für anderssprachige Gruppenführungen findet man auf der Rückseite des Imbisshauses mittig auf dem Vorplatz. Bei Ticketbuchung vor Ort muss man nach der Ticketbuchung mit Wartezeit rechnen; man bekommt einen bestimmten Zeitslot zugewiesen. Eine selbstständige Besichtigung der Mine ist nicht möglich.

Strecken: In der Mine gibt es drei Strecken, die man besuchen kann:
Ab Danilowicz-Schacht: Die Route „Tourist Trail“ führt durch zwei Ebenen und endet nach 800 Stufen abwärts und ca. 2 km Laufweg nach 2h am Aufzug, der einen wieder hochfährt. Wer noch weiter staunen, kann ab diesem Punkt der Route zusätzlich den „Museum Trail“ erlaufen (ebenfalls mit Guide), der Museum Trail ist im normalen Ticket bereits enthalten! Man benötigt dann zusätzlich ca. eine Stunde. Ab Regis-Schacht: Bergmannsroute: Auf dieser Route erwarten einen für einen Bergmann typische Aufgaben. Die Route ist aktuell unter Corona gesperrt, bitte schaut auf der Webseite nach den aktuellen Besuchsbedingungen.

Weitere Sehenswürdigkeiten: Im gegenüberliegenden Park kann man das Burgschloss mit dem Museum der Krakauer Salzlagerstätten besichtigen.

3 Kommentare

  1. Kasia

    Vielen Dank für den Erfahrungsbericht und nicht zuletzt die vielen praktischen Tipps! Tatsächlich war ich noch nie in Krakau noch in Wieliczka, doch ich hatte seit langem mal vor, das nachzuholen. Mal schauen, ob und wann das klappt, denn eigentlich bin ich nie in der Gegend, wenn ich auf Familienbesuch hin fahre. Krakau müsste ich mir fest vornehmen…

    Liebe Grüße
    Kasia

  2. Pingback: Dunkle Geschichte: Schindlers Emaillefabrik und das KZ Auschwitz – Tante Reisefieber

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